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Berlin: Eine ganze Welt in einer kleinen Tasse - leise Poesie im Erholungspark Marzahn

Bis die Gäste endlich das filigrane Porzellantässchen zum Mund führen dürfen, verstreicht eine halbe Stunde mit leiser Poesie: Ying Ying Wang und Cui Wang zelebrieren die chinesische Teekunst. Die beiden jungen Frauen sind in traditionelle fernöstliche Gewänder gehüllt und bewegen sich wie Katzen zwischen hauchdünnem Geschirr, Zitronensorbet-Röllchen und dampfenden Wasserkesseln im Puppenstuben-Format hin und her.

Bis die Gäste endlich das filigrane Porzellantässchen zum Mund führen dürfen, verstreicht eine halbe Stunde mit leiser Poesie: Ying Ying Wang und Cui Wang zelebrieren die chinesische Teekunst. Die beiden jungen Frauen sind in traditionelle fernöstliche Gewänder gehüllt und bewegen sich wie Katzen zwischen hauchdünnem Geschirr, Zitronensorbet-Röllchen und dampfenden Wasserkesseln im Puppenstuben-Format hin und her.

Gelassen und doch präzise bauen die beiden den Teetisch auf, spülen und erwärmen die Tassen, hantieren mit speziellem Teebesteck und füllen das heiße Wasser bis zum Überlaufen auf den Oolong-Tee in die Kanne.

Im Teehaus des Erholungsparks Marzahn könnte man derweil eine Stecknadel fallen hören, aber es fällt keine: Ying Ying Wan und Cui Wang haben die Zubereitung des aromatischen Heißgetränkes total unter Kontrolle. Dabei ziert immer ein Lächeln ihre Lippen. Das wurde Ying Ying Wang und Cui Wang in einer chinesischen Teekunstschule so beigebracht, deren Ausbildung sowohl theoretische Kentnisse vermittelt als auch das Üben der Technik verlangt.

In den Genuss einer mit viel Liebe zur Tradition und zum Detail fabrizierten Tasse Tee kann ab sofort jeder kommen, der ein bisschen Zeit und Geduld mitbringt. Mitten im halbfertigen chinesischen Garten des Erholungsparks in Berlin Marzahn steht das Teehaus, ein Geschenk, das die chinesische Niederlassung des Volkswagen Konzerns in Shanghai im Rahmen der Berliner Städtepartnerschaft mit Peking stiftete. In den vergangenen Jahren wurde dazu eigens Baumaterial aus China eingeschifft. Chinesische Architekten und Baukünstler besuchten Marzahn, um dort das originalgetreue Teehaus zu bauen.

Lange Tische, ein riesiges Teesortiment und fantasievolles Gebäck laden ein, die Gastfreundschaft der Yu Yali zu genießen. Eigentlich Landschaftsarchitektin und mitverantwortlich für den chinesischen Garten, wurde sie "überredet", das Teehaus zu bewirten. "Es kommt bei der Teekunst auf die Sinnlichkeit an", erklärt Yu Yali. "Man betrachtet die Blätter und Knospen in der Tasse, das weckt sinnliche Assoziationen zur Natur: Hügel, Täler, Quellen, Bäche." Den Verfechtern des Teebeutels und den Anhängern von Schwarztee mit Zucker oder gar Milch, rät sie, sich ganz auf den Geschmack des reinen Aufgusses zu konzentrieren. "Dabei bleibt der Alltag draußen, und man findet zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit zurück - ohne Ruhe kein Geschmack."

Beate Reuber, Betriebsleiterin des Erholungsparks Marzahn, möchte aber mit Hochzeiten, Festen und Ausstellungen auch Trubel in den chinesischen Garten holen. "Auf dem Gelände des ehemaligen Wasserwirtschaftskombinates entsteht etwas in Europa Einmaliges - 25 000 Quadratmeter chinesischer Garten", schwärmt Beate Reuber. "Sogar die Tai-Hu-Steine sind Einzelstücke und besitzen selbst in China Seltenheitswert", sagt sie und deutet auf bräunliche, durchlöcherte Findlinge neben Gehölz und blühenden Pflanzen.

Bis zum Lampionfest im kommenden Herbst soll noch ein Teich entstehen. Komplett fertig wird der Garten im Frühjahr des nächsten Jahres.Chinesische Teestunden im Erholungspark Marzahn (Eisenacher Str. 99) immer werktags außer montags um 15 Uhr, an den Wochenenden jeweils um 11, 15 und 17 Uhr. Die Teekunst-Vorführung kostet 9,50 Mark. Reservierungen unter 0179 394 55 64.

Esther Kogelboom

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