zum Hauptinhalt

Berlin: Eine-Mark-Münze in Gold: Schon Mittags war kein Geld mehr da

Um 12.42 Uhr war es so weit.

Um 12.42 Uhr war es so weit. "Meine Damen und Herren, es tut mir leid, das waren die letzten Münzen", ließ der Wächter die Leute wissen, die gestern Mittag vor dem Eingang zur Landeszentralbank Schlange standen. Seit halb neun war es rund um das große Gebäude an der Kurstraße zugegangen wie in einem Bienenhaus. Über 600 Stück gingen über den Tisch, zum offiziellen Preis von 250 Mark. Dann war Schluss.

Zu den Enttäuschten, die in der Hitze ausgeharrt hatten und nun unverrichteter Dinge abziehen mussten, gehörte Bernhard Haß aus Neukölln. Allerdings hatte er am Morgen nach eineinhalbstündigem Ausharren bereits eine erste Münze ergattert. Nur eine, denn die Schalterbeamten rückten nicht mehrere Stück aufs Mal heraus. Es gehe, erklärte Haß mit Blick auf den anrollenden Euro, "um die letzte Prägung der D-Mark". Zudem sei die Münze das erste offizielle Zahlungsmittel in Gold seit der Kaiserzeit und da hoffe er natürlich auch auf "einen gewissen Sammlerwert".

Ein paar Schritte weiter hinten wartete "Herr Heiser aus Spandau". Er hatte das Gebäude eben erst verlassen und stellte sich gleich wieder hinten an. Zwar hatte er bei seiner Hausbank bereits zehn Stück bestellt, um sie später an die Kinder oder an gute Freunde verschenken zu können. Aber: "Ich wil auf Nummer sicher gehen", erklärte er.

Der Herr aus Spandau ist nicht allein. Bereits vor dem gestrigen Ausgabetag zeichnete sich eine riesige Nachfrage nach der Münze ab, die in einer Auflage von nur 1 Million Stück geprägt wurde. So rechnete die Commerzbank angesichts der Flut von Vorbestellungen bereits gestern damit, nicht alle Wünsche befriedigen zu können. "Unter Umständen werden wir auslosen oder bei Mehrfachbestellungen nur einen Teil der Münzen ausliefern", sagte Kundendienstmitarbeiterin Roswitha Habert. Bis es soweit ist, dauert es ohnehin noch. Die Commerzbank liefert die Münzen erst ab Mittwoch aus, für voraussichtlich 290 Mark.

Demgegenüber wollen die Berliner Sparkasse und die Berliner Bank die Nachfrage nach Möglichkeit befriedigen. Dafür zahlen die Kundinnen und Kunden einen, wie es Pressesprecher Volker Winde formulierte, "täglich notierten Marktpreis". Dieser lag gestern bei 360 Mark. Die Deutsche Bank wird die Goldmünzen dagegen erst am Montag auf den Markt bringen und dann wie die Landeszentralbank nur 250 Mark verlangen. Dafür ist die Zahl limitiert. Es wird wieder Schlangen geben.

Stephan Künzi

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false