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Berlin: Eine Pfandmarke für jede Dose

Einzelhändler und Entsorgungsunternehmen Alba stellen Notfall-Konzept vor

Die Pläne für den Notfall lagen in der Schublade: Kaum hat das Bundesverfassungsgericht alle Händlerklagen gegen das Zwangspfand für Getränkedosen und Einwegflaschen abgewiesen, da reagiert der Gesamtverband des Berliner Einzelhandels (GdE). Gestern erläuterten GdE-Geschäftsführer Nils Busch-Petersen und der private Berliner Müllentsorger Alba gemeinsam, wie Berlins kleine und große Lebensmittelhändler und ihre Kunden mit der ab 1. Januar 2003 gesetzlich verordneten Pfandpflicht „möglichst unkompliziert“ vorläufig klar kommen können. Dreh- und Angelpunkt des Notfall-Konzepts ist ein von Alba entwickelter Service mit codierten Pfandmarken. Die Supermarkt- Kette Reichelt hat sich bereits dafür entschieden.

Wie berichtet, wird vom 1. Januar an bundesweit auf alle Einwegdosen und Flaschen für Getränke mit Kohlensäure ein Pfand erhoben. Je nach Größe beträgt es 25 oder 50 Cent. Weil der Handel aber auf den Erfolg seiner Klagen hoffte, haben sich die meisten Geschäftsinhaber noch kaum überlegt, wie sie das Pfand kassieren und auszahlen wollen – und wie sie die zurückgebrachten leeren Behälter günstig entsorgen können.

Nach der Niederlage vor Gericht geraten sie aber nun unter Zugzwang und haben vor allem eine Sorge: Wie lässt sich verhindern, dass mehr Kunden Einwegbehälter in ihren Laden zurückbringen, als zuvor verkauft wurden – sie also mehr Pfandgeld ausgeben als einnehmen. Bei den Mehrwegflaschen regelt dies eine bundesweite Verrechnungsstelle, weshalb man sie überall zurückgeben kann – egal, wo sie erworben wurden. Doch für Einwegbehälter wird es eine solche einheitliche Verrechnung erst ab Herbst 2003 geben. „Bis dahin“, so Handelssprecher Busch-Petersen, „müssen wir vernünftige Kompromisse finden – für uns selbst und unsere Kunden.“

Die Chance dazu bietet in Berlin nach seiner Auskunft bisher nur Alba an. Spezialisiert auf den Abtransport und das Recycling von Müll, hat die Firma ein zweistufiges System entwickelt: Dabei erhalten Kunden an der Kasse für jede PET-Flasche oder Dose eine mit Strichcode versehene Pfandmarke, die als Marke eines eigenständigen Ladens, Kiosks oder einer Handelskette erkenntlich ist und fälschungssicher gedruckt wird. Bringen die Kunden Leergut zurück, wird ihr Pfand gegen Vorlage der Marken deshalb nur im jeweiligen Geschäft oder in Filialen der gleichen Supermarkt-Kette ausgezahlt. Ihr Einweg-Abfall landet danach in Säcken, die Alba abholt und zu Recycling-Anlagen bringt.

Da nun alles schnell gehen muss, haben der Verband und Alba zwei telefonische Hotlines für Händler geschaltet (0172/9944525 oder 351 82 351). Alba verhandelt derzeit mit etlichen Geschäften und strebt so flexiblere Lösungen an. „Je mehr Händler mitmachen, umso früher lässt sich wenigstens eine regionale Verrechnungsstelle schaffen.“ Leere Behälter könnten dann in Berlin „schon ab April“ überall zurückgegeben werden. In diesem Falle ließen sich die Pfandmarken auch durch Codes auf Dosen ersetzen.“ Das würde alles noch mehr vereinfachen und ist ab Herbst gleichfalls bundesweit geplant.

Die Hilfe hat allerdings ihren Preis: 40 Euro kostet der Transport von 100 Säcken. Laut Händlerverband lässt sich „diese Belastung“ aber kaum mehr auf die Lebensmittelpreise abwälzen.

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