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Berlin: Eine Razzia – zur Freude der Köpi-Bewohner

Ein Firmengeflecht um die neuen Eigentümer des Autonomenzentrums geriet ins Visier der Ermittler

Bislang waren es die Bewohner und Sympathisanten des kürzlich versteigerten Autonomenzentrums „Köpi“, die wegen ihrer Aktionen im Visier der Staatsanwaltschaft und Polizei standen. Doch nun ermittelt das Landeskriminalamt (LKA) auch gegen den „Gegner“ der Bewohner in der Köpenicker Straße: Am Mittwoch gab es eine Razzia bei neun Beteiligten eines Firmengeflechts, das zum Teil mit dem Kauf des Geländes an der Köpenicker Straße zu tun hat. Der Tatvorwurf lautet Betrug. Die Beschuldigten sollen in den vergangenen Jahren kleinere Handwerksfirmen, die als Subunternehmer tätig waren, um ihr Geld betrogen haben.

76 Polizisten waren an 25 Orten, neben Berlin auch in Essen, Düsseldorf, Konstanz und Friedrichshafen, im Einsatz. Wie Justizsprecher Michael Grunwald sagte, wurden dabei 25 Umzugskartons mit Beweismitteln beschlagnahmt. „Diese müssen nun ausgewertet werden“, sagte er. „Die Schäden lassen sich noch nicht absehen, liegen jedoch mindestens im sechsstelligen Bereich“, sagt Grunwald.

Einer der Hauptbeschuldigten ist der 43-jährige Siegfried N. Er ist unter anderem Vorstand der „Sanus Beteiligungs AG“ mit Sitz am Kurfürstendamm. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft vor, bei sechs Bauvorhaben in Berlin sogenannte Generalübernehmer beauftragt zu haben, die wiederum kleinere Handwerksbetriebe als Subunternehmer anheuerten. Doch nach Ende der Bauarbeiten seien die „Generalübernehmer“ jedes Mal pleitegegangen. Deshalb seien die Handwerksbetriebe größtenteils nicht entlohnt worden. Dabei handelt es sich um Bauvorhaben in der Frankfurter Allee, in der Winterfeldtstraße, Meyerheimstraße, Knaackstraße und der Niederbarnimstraße. Laut Staatsanwaltschaft habe der Erwerb des „Köpi“ mit den Ermittlungen nichts zu tun. Siegfried N. war nach eigenen Angaben früher Besitzer der „Plutonium 114 Köpenicker Straße 133–138 GmbH“. Diese Gesellschaft hat er an den Kosovaren Besnik Fichtner verkauft. Dieser hat als Geschäftsführer im Frühjahr das Areal an der Köpenicker Straße gekauft, auf dem auch das Wohnprojekt „Köpi“ steht.

Die Betrugsvorwürfe wies Siegfried N. gestern als „haltlos“ zurück. „Wir sind unseren Verpflichtungen den Generalübernehmern nachgekommen“, sagte er. Es sei offenbar, dass er sowie die anderen acht Beschuldigten vor allem deshalb in den Fokus der Polizei gerückt seien, weil der Verkauf des „Köpi“ öffentliches Aufsehen erregt hatte. Die Ermittler hätten ihm im Rahmen der Razzia auch zu Hause einen Besuch abgestattet. „Die haben einen Laptop meiner Freundin mitgenommen, auf dem Lieder sind, und meinen Computer“, sagte N.

Die Bewohner und Sympathisanten des „Köpi“ kämpfen derweil mit Protestaktionen um das alternative Wohnprojekt. Sie wollen weiterhin verhindern, dass dort – wie offenbar geplant – Geschäftshäuser und luxuriöse Wohnungen entstehen. Tanja Buntrock

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