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Berlin: Einfach und sicher: Rauchmelder verkaufen sich jetzt besser Grüne und Feuerwehr wollen Brandschutz für alle Wohnungen

Eine Regelung würde aber nur für Neubauten gelten

Sie sind billig, leicht zu bedienen – und könnten die Zahl der Brandtoten in Berlin beträchtlich verringern: Doch bisher gibt es nur in knapp sieben Prozent aller Haushalte der Stadt so genannte Rauchmelder, die ab einer bestimmten Konzentration von Brandgasen unüberhörbar heulen. „Viel zu wenig“, sagen Feuerwehr-Experten und die Grünen und wollen nun wie berichtet auch auf gesetzlichem Wege Druck machen.

Doch ein geplanter Antrag der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus, nach dem Rauchmelder künftig laut Bauordnung für Wohnungen vorgeschrieben werden sollen, dürfte nicht viel ändern. Eine solche Regelung würde nur Neubauten betreffen. Neu gebaut wird in Berlin aber immer weniger.

Aufgeschreckt hat Feuerwehr und Grüne der jüngste Brand in einem Seniorenwohnhaus in Tiergarten, bei dem ein Mann in seinem Appartement möglicherweise bei einem Nickerchen tödliche Gase einatmete. Ein Rauchmelder hätte ihn retten können. Das gilt für 90 Prozent aller Brandtoten in Berlin. Die meisten ersticken im Schlaf. Nur wenige sterben direkt in den Flammen. Folglich rügte die Feuerwehr fehlende Rauchmelder im Appartementhaus – die dort allerdings nicht vorgeschrieben sind.

Würde die Berliner Bauordnung künftig Rauchmelder für Wohnungen fordern, könnten die Betreiber des Seniorenhauses dies dennoch ignorieren, denn der Bestandsschutz besagt, dass in einem Haus nur jene Bauvorschriften eingehalten werden müssen, die zum Zeitpunkt seiner Genehmigung galten. Damit will der Gesetzgeber den Eigentümern unvorhersehbare Ausgaben ersparen, mit denen sie sonst nach jeder Neuregelung rechnen müssten.

Gleichwohl halten Feuerwehr-Sprecher das Ansinnen der Grünen „wenigstens für einen Anfang“. Jede neu gebaute Wohnung mit vorgeschriebenen Rauchmeldern hätte eine Vorbildfunktion. In Rheinland-Pfalz hat man dies früher erkannt, weshalb Rauchmelder dort voraussichtlich schon Ende dieses Jahres in Neubauwohnungen zur Pflicht werden. Und in den USA, Kanada, Großbritannien und Schweden gehören sie ohnehin seit vielen Jahren zum gesetzlichen Sicherheitsstandard. 70 bis 90 Prozent aller Wohnungen sind damit ausgerüstet, entsprechend sterben dort nur halb so viele Menschen bei Wohnungsbränden wie hierzulande.

Diese Zahlen treiben den Umsatz mit Rauchmeldern inzwischen auch ohne Gesetzesdruck hoch. Berliner Baumärkte verzeichnen einen Boom. Bundesweit würden derzeit zwei Millionen Stück pro Jahr verkauft, teilt der Fachverband Sicherheitssysteme mit. „Vor zwei Jahren waren es noch 500000.“ Und manche Investoren wie die Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) halten die Rauchmelder sogar für imagefördernd. Hundert neue Seniorenwohnungen stattete die WBF vor einem Jahr freiwillig aus – und freut sich über eine positive Resonanz: „Die Leute fühlen sich sicherer.“

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