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Berlin: Einmal Bonn-Berlin: 24 Güterzüge für den Bundestag

Ab Montagmorgen, 8.15 Uhr, hat auch der Umzugsbeauftragte der Bundesregierung seinen Sitz in der Hauptstadt: Bau- und Verkehrsminister Franz Müntefering (SPD) will selbst die letzte Umzugskiste in sein - vorläufiges - Büro an der Krausenstraße schleppen.

Ab Montagmorgen, 8.15 Uhr, hat auch der Umzugsbeauftragte der Bundesregierung seinen Sitz in der Hauptstadt: Bau- und Verkehrsminister Franz Müntefering (SPD) will selbst die letzte Umzugskiste in sein - vorläufiges - Büro an der Krausenstraße schleppen. Danach kehrt er stehenden Fußes nach Bonn zurück, denn der Bundestag tagt diese Woche ein letztes Mal am Rhein. Das Parlament läßt ab Freitag die Kisten packen, sie werden in den nächsten vier Wochen in Berlin eintreffen. Im Juli ziehen dann große Teile des Innen- und Umweltministeriums an die Spree.

Das alte DDR-Verkehrsministerium an der Krausenstraße zwischen Checkpoint Charlie und Springerhochhaus sieht von außen aus wie früher - von den Videokameras am Eingang einmal abgesehen. Nur innen wurde es gestrichen. Am Sonnabend haben die Möbelpacker Kisten und Kartons für den Minister und zwei Dutzend Mitarbeiter in den zweiten Stock gebracht, während am Eingang die letzten Fliesen verfugt wurden. Auf einem dicken grauen Nepal-Teppich steht nun der Ledersessel Münteferings, dazu zwei kleine grüne Sofas. Nur der Schreibtisch fehlt noch. In den Büros sind Grünpflanzen aufgereiht, Poster, Bilder und Kalender liegen zum Aufhängen bereit. An einer Schranktür baumelt ein Berliner Bär.

Der Lastwagen mit den Minister-Utensilien hatte den Bonner Dienstsitz am Robert-Schumann-Platz am Freitagabend verlassen. 50 Mitarbeiter des Bau- und Verkehrsministeriums kommen diese Woche in der Krausenstraße an, weitere 350 ziehen bis September nach. 180 Berliner Bedienstete sind bereits hier. Der Neubau an der Invalidenstraße wird im Herbst fertig, bis März 2000 wird die ehemalige Geologische Bundesanstalt renoviert. Dann folgt der Rest aus Bonn, 900 sind es insgesamt.

In Bonn heißt es Abschiednehmen - acht Jahre nach dem Umzugsbeschluß vom 20. Juni 1991. Ab dem 6. September wird das Parlament im Reichstag zusammenkommen. Diese Woche ist die letzte Sitzungswoche des Bundestags am Rhein, sie findet gemeinsam mit dem Bundesrat statt. Bundespräsident Johannes Rau wird vereidigt.

Der Bundestag läßt ab Freitag die Kisten packen. Den Juli über werden Fraktionen, Mitarbeiter und Verwaltung umziehen. 24mal wird ein Güterzug mit insgesamt 32 000 Kubikmeter Umzugsgut nach Berlin pendeln, von einer Projektgruppe von Bundestagsverwaltung und der Münchner Flughafen GmbH generalstabsmäßig organisiert. 81 Liegenschaften hat der Bundestag in Bonn, 16 sind es in Berlin, bei denen die Container taggenau eintreffen müssen. Wenn die Neubauten im Spreebogen fertig sind, folgt der nächste Umzug.

Bis September folgen die ersten Ministerien, angefangen mit Inneres, die einen Neubau am Moabiter Spreeufer gemietet haben, sowie Umwelt, das seinen zweiten Dienstsitz nach Berlin verlegt. Justiz, Arbeit und Gesundheit sowie das Bundespresseamt schicken ebenfalls die ersten Bonner an die Spree. Jedoch wird das Gros auch der Ministerialgebäude erst im Lauf des Jahres 2000 fertig. Deshalb behilft sich der Bund mit provisorisch hergerichteten Altbauten, gemieteten Gebäuden, oder es werden schon mal fertige Räume bezogen, während wenige Meter weiter gewerkelt wird. Schlußlicht ist das Kanzleramt, das Mitte 2001 fertig werden soll - ursprünglich war von Ende 1998 die Rede gewesen, und auch die Kosten stiegen von 400 auf 465 Millionen Mark. Nun regiert der Kanzler vorerst im Staatsgebäude am Schloßplatz.

EVA SCHWEITZER

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