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Berlin: Einmal mit den Wölfen heulen

Bei Vollmond raus zum Wildpark Schorfheide. Am Weg zur Raubtierfütterung lodern Fackeln.

Der Vollmond bringt die Wölfe in Stimmung. Sie heulen um die Wette, sogar aus verschiedenen Richtungen. Niemand in der Besuchergruppe sagt jetzt noch ein Wort. Jeder Schritt erfolgt mit großer Umsicht, was nicht allein am schwachen Licht des Erdtrabanten liegt. So manchem ist es unheimlich, obwohl noch vor wenigen Minuten Scherze gemacht und Abenteuergeschichten aus der Wildnis erzählt wurden. Das Wolfsgeheul löst Respekt aus.

Dabei erleben die Ausflügler die Vollmondnacht nicht etwa in völlig freier Natur, sondern im Wildpark Schorfheide. In dessen weitläufigem Terrain am Ortsausgang von Groß Schönebeck leben Tiere unserer heimischem Wälder, also Hirsche, Rehe, Wildschweine, Elche, Wisente – und Wölfe. Trotz des Hinweises eines Tierpflegers auf die „sicheren Zäune um die Gehege“, bleiben einige Teilnehmer angesichts des immer näher rückenden Heulens doch skeptisch. Andere bekommen eher romantische Gefühle, geben sich als Paar einen Kuss. Auf jeden Fall lässt das Wolfsgeheul in dieser Nacht so gut wie niemanden unbeeindruckt, auch wenn so mancher seine Unruhe ganz gut überspielt.

Dann endlich sind die Wölfe zum Greifen nah. Einer nach dem anderen erscheint am Zaun und schnappt nach Fleischbrocken, die ihr Tierpfleger über die Absperrung wirft. Auf Anhieb lässt sich die Rangordnung im Rudel erkennen. Aufmerksam hören die Gäste den Erklärungen des Experten zu. Vor allem die Details über die Rolle der Alphatiere innerhalb des Rudels und über die von Menschen oft als brutal empfundenen Angriffe auf eine Schafherde stoßen auf Interesse. „Meistens beißen die Wölfe hintereinander die Kehlen mehrerer Tiere durch, um das Fleisch erst später in ein Versteck zu schleppen“, erzählt der Tierpfleger. Zugleich bemüht er sich aber, die weit verbreitete Angst vor diesen in früheren Zeiten fast ausgerotteten Waldbewohnern zu nehmen – aber so richtig gelingt ihm dies bei den Großstädtern nicht.

Als sich dann ausgerechnet beim Stichwort „Rotkäppchen“ ein Wolf mit seinem Geheul aus einer ganz anderen Richtung des Waldes meldet, werden die meisten Teilnehmer wieder ganz mucksmäuschenstill. Aber gleich darauf ist die Aufregung schon vergessen. Denn die Rufe stammen diesmal nicht von einem aus Polen oder der Lausitz in die Schorfheide eingewanderten Artgenossen, sondern aus dem Mund eines jungen Mannes. Er kommt jetzt lächelnd aus seinem Versteck hinter einem Baumstamm hervor und freut sich über die Wirkung seines Auftritts. Im Handumdrehen hat er die Lacher auf seiner Seite. Gut gelaunt tritt die Gruppe nun langsam den Rückweg zum Eingang des Wildparks Schorfheide an. Fackeln und viele Taschenlampen erleuchten den schmalen Weg.

In „sicherer Umgebung“ und bei einem wärmenden Getränk weicht die Anspannung dann rasch der Freude über ein ungewöhnliches Naturerlebnis in einer herbstlich kühlen Vollmondnacht. Schnell werden zahlreiche Tipps für schöne Wanderziele und Aussichtspunkte in Brandenburg oder eine stimmungsvolle Einkehr in dieser Jahrszeit ausgetauscht. „Ohne die Vollmondnacht des Wildparks wären wir wohl nie auf die Idee eines Ausflugs in den Wald im späten Herbst gekommen“, sagt ein älterer Mann aus Reinickendorf. „Dabei ist es hier wunderschön, auch ohne das Heulen dieser beeindruckenden Tiere.“

Andere Teilnehmer pflichten ihm spontan bei und geraten ins Schwärmen – über all die Natureindrücke und Erlebnisse, gleich in der näheren Umgebung Berlins.

Weitere Vollmondtermine mit Wolfsfütterung: am 15. November, 21. Dezember 2013 und 18. Januar, 15. Februar, 15. März 2014. Kosten: Erwachsene 29 Euro, Kinder bis 7 Jahre 15 Euro, bis 15 Jahre 22 Euro. Der Preis schließt ein Büfett aus der Kräuterküche, die Wolfsfütterung und zum Ausklang ein gemütliches Beisammensein ein. Um Anmeldung unter der Telefonnummer 0333 93 / 65 855 wird gebeten. Mehr Infos gibt es im Internet unter: www.wildpark-schorfheide.de.

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