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Berlin: Einsatz für den Umsatz

Immer häufiger geben Privatleute Geld, um die Umgebung ihrer Läden, Kneipen und Büros attraktiver zu machen

Berlin hat kein Geld – und private Geschäftsleute müssen sich in der Wirtschaftsflaute etwas einfallen lassen, um ihr Angebot an den Mann zu bringen. Also bündelt man im gemeinsamen Interesse die Kräfte; Kräfte heißt natürlich Geld, das ganze nennt sich dann „Public-Privat-Partnership“. Ein Finanzierungsweg, der zunehmend auch auf bezirklicher Ebene wahrgenommen wird.

Jüngstes Beispiel ist der Schiffbauerdamm. Dort hätten die fünf Lokale, die zwischen Berliner Ensemble und Albrechtstraße liegen, auf der Spreeseite gern einen breiteren Bürgersteig, um dort Tische und Stühle aufzustellen. Und sie wären bereit, zu den Umbaukosten 30 000 Euro zuzuschießen. „Wir müssen die Straße im Sommer für Touristen attraktiv machen“, begründet Rechtsanwalt Martin Hortig die Initiative der Wirte. Bei Umsatzrückgängen von bis zu 20 Prozent sei die Existenz einiger Lokale sonst gefährdet.

Wirtschaftsstadtrat Dirk Lamprecht (CDU) unterstützt den Vorschlag. Zahlen müsste aber in der Hauptsache der Bund, nur zu einem zehnprozentigen Eigenanteil sähe sich der Bezirk Mitte in der Lage. Ein Antrag auf Bundesmittel „zur Förderung der touristischen Infrastruktur“ ist bereits gestellt. Seine Bewilligung sei aber Voraussetzung für den Umbau der Straße, bei dem eine Parkspur wegfallen würde.

Dass Private einen Zuschuss zu Straßenbaumaßnahmen geben, ist für Lamprecht dabei nicht ungewöhnlich: Am Hackeschen Markt (siehe Kasten) hat es das gegeben, und es sind auch nicht nur Wirte, die solche Initiativen ergreifen. So gebe es auch für die Gestaltung des künftigen Georgenplatzes hinter dem Bahnhof Friedrichstraße das Angebot eines Anliegers, Geld dazuzugeben. Der Grund: Je hübscher die Anlage, desto besser könnten die Büros vermietet werden, die auf den Platz blicken und dem Investor gehören.

Oder, wie es Petra Reetz ausdrückt, die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung: „Ambiente ist heute ein ganz wichtiger Faktor bei der Vermarktung von Immobilien.“ Und wer Geld gibt, hat eben auch einen Einfluss darauf, wie der öffentliche Raum vor seiner Haustür gestaltet wird. So, wie am Breitscheidplatz: Dort wollen Anlieger sich an der Deckelung des Tunnels Budapester Straße beteiligen.

Holger Wild

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