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Berlin: Einst fiel sie durch die Abschlussprüfung der Bühnengenossenschaft, später erhielt sie unzählige "Goldene Vorhänge"

Am 21. Dezember, dem Tag ihres 50jährigen Bühnenjubiläums, geht sie in die Luft.

Am 21. Dezember, dem Tag ihres 50jährigen Bühnenjubiläums, geht sie in die Luft. Wenn sie wieder landet, will sie in Australien sein. Gefeiert wird trotzdem in Berlin, vorher - am Sonntag um 11 Uhr im Theater am Kurfürstendamm mit Ausschnitten aus den Bühnenerfolgen, die Edith Hancke in den vergangenen 50 Jahren erlebt hat. Dass es die richtigen Szenen sind, dafür garantiert ihr Mann, der Schauspieler und Regisseur Klaus Sonnenschein.

Viele Kollegen haben sich angesagt, und der Erlös der Gala soll Unicef zugute kommen. Der Jubilarin schwirrt schon die ganze Woche der Kopf: Das Jubiläum, dazu ab Freitag daheim Logiergäste bekochen, der Australienurlaub vor der Tür und die Koffer noch ungepackt, Friseur- und andere Termine. "Nein, nein, nein, da hätten Sie früher kommen sollen, es geeeeeeht nicht mehr", wimmelt "das kleine süße Geschöpf" rigoros ab. Diese zärtliche Bezeichnung fand ein Zeitungsreporter 1949 im ersten Beitrag über sie. Darin schildert die blutjunge Hancke bei Kaffee und Kuchen, wie sie durch die Abschlußprüfung vor der Deutschen Bühnengenossenschaft durchfiel, weil ein "gewisser Herr Schröder" ihr jegliche Begabung absprach. Ein Kurt Seifert dagegen habe dann geurteilt, sie sei "eine kleine, begabte dolle Range", die ihren Weg schon machen werde. Erich Engel gar verstand die Welt und die Prüfungskommission nicht mehr und engagierte sie sofort als Adelheid im DEFA-Film "Der Biberpelz". An dieser Stelle beendete die Schauspielderin damals ihre Auskünfte und stürzte sich vehement auf ein Stück Torte.

Jahrzehnte später kann man im Juni 1970 lesen, dass Edith Hancke mit ihrer "zarten, manchmal kieksigen Stimme" allabendlich das volle Schauspielhaus Hansa zu Lachsalven hinreißt.

Wie oft sie in den vergangenen Jahrzehnten den "Goldenen Vorhang" als beliebteste Schauspielerin der Berliner Theatersaison bekam, ist kaum zählbar. Zu ihrem 60. Geburtstag - jetzt haben wir einen großen Sprung über ihre ebensowenig zählbaren Rollen gemacht - nennt der Tagesspiegel die Kaufmannstochter Edith Hancke eine "Volksschauspielerin vom großstädtischen Typus".

Und verweist wieder auf ihr Markenzeichen: die "helle, eigentümlich kieksende Stimme mit einem Unterton von berlinischer Besserwisserei". Auch wie sie den 60. Geburtstag verbrachte, wurde vermeldet: In ihrem künstlerischen Zuhause, der Tribüne, die ihr Mann und Partner Klaus Sonnenschein leitet, spielte sie abends in dem Stück, das Curth Flatow ihr widmete: "Mutter Gräbert macht Theater".

Das macht Edith Hancke nun schon 50 Jahre, und dafür wurde ihr inzwischen neben unzähligen "Goldenen Vorhängen" auch das Bundesverdienstkreuz an die Brust geheftet.

Was beim Archivausflug zu Edith Hancke noch auffiel: Die Theaterkritik fand für sie immer nur gute Worte. Davon träumen ganze Schauspielergenerationen dieser Stadt.

hema

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