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Krokodil Eiswerder

© Userfoto: Carsten Vollrath

Eiswerder: Ein Krokodil in der Havel

Ein Reptil lag morgens in einem Garten auf Eiswerder. Die Polizei rückte an – doch zu retten war nichts mehr. Wie das 1,20 Meter lange Krokodil dorthin kam, weiß niemand.

Von Sandra Dassler

Diesen 16. April wird Hannelore Elsner nie vergessen. Als die 63-jährige Bewohnerin der Insel Eiswerder gegen 8 Uhr die Veranda betrat, sah sie auf ihrem direkt an der Havel gelegenen Grundstück ein Krokodil liegen. „Ein Gummitier“, redete sie sich ein. Aber zuckte da nicht noch etwas?

Zum Glück war die Rentnerin nicht allein im Haus. Sie rief ihren Sohn und ihre Bekannte Kathrin Rohe, die mit Mann und drei Töchtern die Ferien bei ihr verbrachte. Vorsichtig näherten sie sich dem halb im Wasser liegenden Reptil und stellten schnell fest, dass es nicht aus Gummi war. „Wir dachten, wenn es noch lebt, muss es aus dem kalten Wasser raus“, erzählt Kathrin Rohe: „Wir zogen es vorsichtig an Land, waren aber nicht sicher, ob es schon tot war und riefen deshalb das Spandauer Ordnungsamt an.“

Dann warteten Hannelore Elsner und ihre Besucher sehr lange. „Gegen Mittag“ erzählt Kathrin Rohe weiter, „rief das Ordnungsamt zurück und sagte, dass es für Privatgrundstücke nicht zuständig sei, keine Leute habe, Schichtwechsel sei und niemand kommen könne. Wir haben dann die Polizei informiert.“

Die kam mit Streifen- und Mannschaftswagen sowie mit Hundeschlinge, um nach kurzer „Jagd“ festzustellen, dass das Tier verendet war. Wie es in die Oberhavel kam, konnte die Polizei nicht sagen. „Wir prüfen, ob wir Ermittlungen wegen illegaler Müllentsorgung einleiten“, sagte ein Sprecher. „Eventuell auch wegen Verstoß gegen das Artenschutzgesetz.“

Dazu müsste die Polizei aber den Halter des Krokodils ermitteln. „Wenn es legal gehalten wurde, muss eine Genehmigung der Artenschutzstelle des Bezirks vorliegen“, sagt der Jagdreferent des Landes Berlin, Derk Ehlert: „Viele dieser Tiere haben dann – wie Hunde – einen Chip unter der Haut. Wenn man darüber scannt, erhält man alle notwendigen Angaben.“

Ob das die Polizisten wussten und probierten, war nicht zu erfahren. Wohl aber, dass das tote Tier nicht untersucht, sondern einer Neuköllner Firma zur Entsorgung übergeben worden war. Ein Mitarbeiter sagte gestern Abend: „Wir liefern diese Tiere sofort zur Sammelstelle nach Herzberg bei Neuruppin. Von dort aus geht es im Container mit anderen Kadavern zur endgültigen Entsorgung nach Malchin in Mecklenburg. Aus dem Container kann man es nicht mehr herausholen – schon wegen der Seuchengefahr.“

Dabei hätte man nach Expertenmeinung durch eine Untersuchung einiges über die Herkunft des Tieres erfahren können. Und darüber, ob und wie lange es in der Havel war. „Es ist schlimme Tierquälerei, so ein Krokodil lebend auszusetzen“, sagt Derk Ehlert: „Es hat bei diesen Temperaturen keine Überlebenschance.“

Das Ordnungsamt kam an diesem Donnerstag übrigens doch noch nach Eiswerder, erzählt Hannelore Elsner. Am Abend, gegen 20 Uhr. Um Knöllchen zu verteilen. Sandra Dassler

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