zum Hauptinhalt
Die Elbe ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Doch der Hafen Wittenberge bleibt meistens leer.

© dpa

Elbe-Hafen Wittenberge: Sechs Millionen Euro für einen leeren Anleger

Sechs Millionen Euro an Fördermitteln flossen in den letzten Jahren in den Hafen Wittenberge. Er soll ein wichtiger Motor für die ganze Region sein. Doch im gesamten Jahr 2014 legten dort nur acht Schiffe an.

Von Matthias Matern

Er gilt als viel versprechende Investition und Hoffnungsträger der Region. Und doch ist der Anleger des Wittenberger Elbehafens vor allem eines: leer. Gerade mal acht Schiffe mit zusammen knapp 10 000 Tonnen Ladung haben nach Angaben der Betreibergesellschaft Elbeport Wittenberge GmbH im vergangenen Jahr in der Prignitzstadt festgemacht. Der Anteil der über den Wasserweg abgewickelten Warentransporte zum Gesamtumschlag am Hafen betrage lediglich fünf Prozent. „Das ist viel zu wenig“, räumt auch Elbeport-Geschäftsführer Michael Beyer ein. Angesichts der mäßigen Auslastung des Hafens fordert Beyer nun Unterstützung seitens der Landesregierung. Rot-Rot müsse Druck auf den Bund machen, damit die Elbe endlich ausgebaggert und die nach dem Hochwasser 2002 eingestellte Sanierung der sogenannten Buhnen endlich wieder aufgenommen würden, so Beyer.

Geringer Pegelstand hemmt Schiffverkehr

Denn Grund für den geringen Umschlag per Schiff in Wittenberge ist laut dem Elbeport-Chef die oft zu geringe Fahrtiefe auf der Elbe. „Im vergangenen Jahr hatten wir lange Niedrigwasser. Es gab außerdem so gut wie kein Schmelzwasser. Der Winter war ja praktisch ausgefallen“, meint Michael Beyer. Würden die Buhnen wiederhergestellt und die Ablagerungen aus der Fahrrinne herausgenommen werden, bliebe der Pegelstand in der Flussmitte konstanter. Buhnen lassen das Wasser in der Flussmitte schneller fließen; dadurch wird mehr Sediment abgetragen – und die Fahrrinne tiefer.

In der DDR wurde die Pflege der Buhnen vernachlässigt. Nach der Wiedervereinigung erlebte die Binnenschifffahrt dagegen eine Renaissance. Zahlreiche ehrgeizige Projekte wurden geplant und auch der Ausbau der Elbe sollte vorangetrieben werden. Die wieder zum Leben erweckten Wasserstraßen sollten den wirtschaftlichen Aufschwung in den Osten Deutschlands tragen. Nach dem extremen Elbhochwasser vor gut zwölf Jahren allerdings gewannen ökologische Bedenken an Gewicht. In der damaligen rot-grünen Bundesregierung setzte sich die Meinung durch, ein möglichst natürlicher Flussverlauf sei der beste Hochwasserschutz. Die Ausbaupläne wurden gestoppt.

Umweltschützer und Hafenbetreiber streiten um Investitionen

Trotz der bekannten schwierigen Wasserverhältnisse an der Elbe hat das Land Brandenburg in den vergangenen Jahren erhebliche Summen in den Ausbau des Wittenberger Hafens gepumpt. Mehr als sechs Millionen Euro Förderung wurden seit 2009 für das Prestigeprojekt ausgereicht. „Rausgeschmissenes Geld“, schimpft der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der Hafen sei eine Investruine, behaupten die Naturschützer.

In der Gesamtbilanz allerdings macht der Hafen eine gar nicht mal so schlechte Figur. Insgesamt wurden laut der Elbeport Wittenberge GmbH im vergangenen Jahr 130 000 Tonnen umgeschlagen. „Etwa 70 Prozent über die Schiene und 25 Prozent über die Straße“, sagt Hafen-Chef Beyer. Und seien die Bedingungen so günstig wie derzeit, käme auch der Güterumschlag an der Hafenkante in Fahrt. „Für den Januar haben wir schon fünf Zusagen, fast so viel wie für das ganze letzte Jahr“, sagt Beyer. Im Schnitt gebe es Anfragen für 350 000 Tonnen Güter.

Landesinfrastrukturministerium fordert ein Gesamtkonzept Elbe

Unzufrieden ist auch das Landesinfrastrukturministerium. Man habe den Bund aufgefordert, zügig ein Gesamtkonzept Elbe vorzulegen, heißt es auf Nachfrage. Außerdem sei die Hafen-Bilanz gut. Von 2012 auf 2013 beispielsweise habe die Hafengesellschaft die Gesamtumschlagsmenge um 80 000 Tonnen steigern können. Fazit: „Das zeigt, dass die Investitionen in den Standort richtig waren.“

Die Grünen im brandenburgischen Landtag halten es da eher mit dem BUND. „Ich kann gut nachvollziehen, dass sich wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage in der Region viele Hoffnungen auf den Hafen richten“, sagt Grünen-Verkehrsexperte Michael Jungclaus. Er bezweifle aber, dass sich der millionenteure Ausbau des Hafens rentiere und die Vertiefung der Fahrrinne sinnvoll sei. „Alle Prognosen zur Entwicklung des Projekts haben sich bislang als zu optimistisch erwiesen. An der Elbe herrscht meist Hoch- oder Niedrigwasser. Mit vertretbarem Aufwand ist dem kaum beizukommen.“

Zur Startseite