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Berlin: Elefanten vor Ketten retten

Zoodirektor Blaszkiewitz bekam gestern Besuch von streitbaren Tierschützern

Bernhard Blaszkiewitz hat ein dickes Fell. Der Direktor der Berliner Zoos hat sich vor dem Elefantengelände im Tierpark Friedrichsfelde aufgebaut. Die Sonne knallt herab, er trägt Sandalen, weiße Socken und ein rotes Hemd. Hinter ihm beschmeißen sich zwei afrikanische Steppenelefanten mit Sand. Ausnahmsweise geht es für Blaszkiewitz heute mal nicht um Knut, den Wohlfühlbären. Stattdessen wird der Direktor bedrängt von einem bunten Grüppchen aus grünen Bundestagsabgeordneten, einer grünen Berliner Abgeordneten, zwei jungen Elefantenrechtlern und einem halben Dutzend Sympathisanten.

Sie werfen ihm vor, die Elefanten in den Ställen nicht artgerecht zu halten. „Die Tiere werden angekettet. Die Folge sind Aggressivität und Unfälle“, sagt Claudia Hämmerling, die für die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, und sich seit vergangenem Jahr mit den Dickhäutern beschäftigt. Auch deshalb komme es zu Unfällen wie vergangenen September, als Mafuta, die Elefantenkuh, einem Pfleger mehrere Schneidezähne ausschlug und die Rippen brach.

Blaszkiewitz verzieht keine Miene: „Ich bin selbst fünf Jahre lang Elefantenpfleger gewesen. Die Ankettung schadet den Tieren gar nicht, und es ist falsch, dass Menschen gefährdet sind. Außerdem ist ein Zoo ein Surrogat der Natur, nicht ihr Imitat.“

Die Grünen-Frauen verdrehen die Augen. Da kommt von hinten ein Dickhäuter angetrottet. Es ist Lila, die mächtige Elefantenkuh. Sie wedelt mit den großen Ohren, rüsselt über den Graben und verspritzt ein paar Tropfen Speichel über der Gruppe. Blaszkiewitz dreht sich um: „Lila, lass das. Die sind nicht so böse wie sie aussehen.“

Die Elefantenschützer finden das nicht witzig. Die grüne Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn, die auch mal Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen war, will wissen, warum die weiblichen Tiere ausgerechnet im Friedrichsfelder Elefantenhaus nachts angekettet würden, während es diese Praxis nur noch in neun von 138 Zoos in ganz Europa gebe. Blaszkiewitz blöfft zurück: „Also, diese Zahlen sind zu bezweifeln. Wir haben eben ein Platzproblem.“

Er kündigt an, dass das Elefantenhaus im Tierpark in fünf bis sieben Jahren umgebaut werde. Dann müssten die Elefantenkühe statt derzeit 14 Stunden nur noch drei Stunden zur Pflege angekettet werden. Das Ganze koste 10 bis 12 Millionen Euro, schätzt der Zoodirektor. Er fügt an, dass in Friedrichsfelde in den vergangenen neun Jahren acht Elefantenbabys hinzugekommen seien. „Das ist unser Beitrag zum Artenschutz.“ Derzeit seien zwei Elefantenkühe schwanger. Der erste Geburtstermin liege im Mai, der zweite voraussichtlich im August.

Jetzt schaltet sich Tobias Dornbusch von der European Elephant Group ein. Er trägt einen Safari-Hut und besteht darauf, dass der Kontakt mit Menschen den Elefanten schade, denn die Elefanten würden unterworfen und dadurch in ihrem Verhalten gestört. Der Tod eines Elefantenbabys im Juni 2005 sei darauf zurückzuführen, glaubt er. Damals hatte die Elefantenkuh Pori ihr Baby kurz nach der Geburt erdrückt. Blaszkiewitz verschränkt die Arme und blickt sich nach Lila um: „Die Kuh hat ihr Baby getötet, weil sie nach der Geburt nicht sediert wurde“, sagt er. Den engen Kontakt mit den Menschen halte er außerdem für wichtig. Elefanten seien neben den Menschenaffen die intelligentesten Tiere. „Für ihre seelische Befindlichkeit ist es wichtig, dass der Mensch Teil ihrer Herde ist.“

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