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Berlin: Elefantenrennen: Der Gott der Elefanten meinte es gut - Dickhäuterderby ohne Zwischenfälle

Schluss. Aus.

Schluss. Aus. Keinen Meter weiter. Mara macht mit dem Rennen schon einen Meter vor der Ziellinie Schluss. Warum der 3,6-Tonnner nicht bis zum Ende der 200-Meter-Strecke durchhielt? "Beim Training haben sie schon an dieser Stelle die Mohrrüben hingeworfen", sagt Mahout Tino. 14 Elefanten aus vier deutschen Zirkussen, 550 Journalisten, ein Dutzend Tierschützer vor den Toren und nach Auskunft der Veranstalter 40 000 Zuschauer auf der Rennbahn - so ging am gestrigen Sonntag das erste Elefantenrennen auf europäischem Boden in Hoppegarten über die Bühne. Bis Redaktionsschluss geriet keiner der Dickhäuter aus Rand und Band. Dafür aber die Zuschauer um so mehr. Unter großem Gejohle entledigten sich die Zirkustiere während der Parade vor Beginn der sechs Rennen noch von überflüssigem Ballast, bevor der Startschuss zum ersten Wettbewerb um den Preis zum 50. Jahrestag der Republik Indien fiel. "Die afrikanischen Elefanten haben ja mit ihren großen aerodynamischen Ohren einen Vorteil gegenüber den indischen", ruft einer im Publikum. Und doch ließ sich "Giovanni" vom Zirkus Berolina nach dem ersten Lauf vor der indischen "Conny" als Sieger feiern. Seine Zirkuskollegen filmten ihren Star vor den Mikros der Presse, Medienvertreter nahmen die Tiere gegenüber ins Visier.

23 Jahre schon beschäftigt sich der Spross der Spindler-Zirkusfamilie mit der 3,4 Meter hohen und 34 Jahre alten "Conny". "Den Tieren macht das hier Spass", sagt der Mahout.

Davon ist auch Ravindra Gojjula überzeugt. "Meine Erwartungen haben sich voll erfüllt", erklärt der Bürgermeister von Altlandsberg und Initiator des Spektakels. Wenn sich schon nicht allzu viele Prominente und Politiker sehen lassen, so doch wenigstens der Maharadscha und die Prinzessin aus Indien. Journalisten aus Japan und der Schweiz, aus Italien und Österreich verfolgen die Kolosse ("Mogli, Lieblingsspeise Obstbäume") auf der Rennbahn. Die Wahlberlinerin indischer Herkunft Yogana Sharma schreibt für die "South China Morning Post" in Hongkong, "und den Artikel über das Elefantenrennen haben die Leute mehr gelesen als die politischen Berichte aus der Hauptstadt". Anders die Gemengelage in der Heimat des Inders Pankaj Chattopadhyay. "In meinem Heimatland wissen nur wenige von dem Rennen in Berlin." Und die wenigsten Berliner haben davon gehört, dass der Hindu-Elefantengott Ganesha Erfolg symbolisiert, "weil Elefanten in dem trockenen Land Wasser aufspüren können."

In Hoppegarten sind sie aber eher scharf auf Möhren-Leckerli, schaukeln unter den Anfeuerungsrufen des Publikums - jenes teils très-chic mit Federboa, Strohut und Melone - über den Rasen und verlangen ihren Mahouts mitunter Rodeoqualitäten ab. Auf dem indischen Basar vermengt sich Leierkastenmusik mit Tabla-Klängen, und Kinder pappen sich nach indischem Vorbild Aufkleber zwischen die Augen auf die Stirn. Und dort, wo sonst Pferde galoppieren, traben nun in Indien und Simbabwe geborene graue Giganten in offensichtlich bester Stimmung - und "Conny", "Laika" und andere Respekt einflößende Dickhäuter besiegen ihre Konkurrenz um Rüsselslänge.

Annette Kögel

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