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Berlin: Eliteschule fordert Geld

Die Privatuniversität im Staatsratsgebäude soll am 31. Oktober eröffnet werden

In vier Wochen soll die „European School of Management and Technologie“ (ESMT) mit einem Festakt im ehemaligen Staatsratsgebäude eröffnet werden – wann und wie hier aber die ersten Manager und Technologen tatsächlich ausgebildet werden können, ist noch völlig unklar.

Da geht es zum einen um die staatliche Anerkennung der Privathochschule: Noch nicht einmal ein Antrag hierauf ist von den Betreibern bei der Berliner Wissenschaftsverwaltung gestellt worden. Zum anderen scheint es erhebliche Schwierigkeiten bei der Finanzierung des edlen Domizils am Schlossplatz zu geben. Das Staatsratsgebäude, ursprünglich im Besitz des Bundes, soll per Grundstückstausch ans Land Berlin übergeben werden. Dieses wiederum will es den Betreibern der Managerschule, einem Zusammenschluss diverser großer deutscher Unternehmen, mietfrei zur Verfügung stellen. Ausbau und Unterhaltung der Gebäude soll die Privatschule selbst tragen – davon jedenfalls ist man zunächst ausgegangen. Eine vorläufige Kostenschätzung der ESMT-Betreiber besagt nun, dass allein beim Hauptgebäude am Schlossplatz etwa 25 Millionen Euro für den Umbau erforderlich seien. Das sei zu viel für die Privatschule, deren Stiftungskapital betrage derzeit nur 75 Millionen Euro, 100 Millionen sollten es sein – Berlin solle sich doch bitte an den Ausbau- und Sanierungskosten beteiligen. Diese Informationen und die Forderung der ESMT-Verantwortlichen wurden nun bekannt, und zwar in der Antwort der Berliner Wissenschaftsverwaltung auf die Anfrage der Grünen im Abgeordnetenhaus, wie es denn um die Schule am Schlossplatz stünde. Wie viel Geld das Land zuschießen soll, wird nicht deutlich, weder aus der Senatsverwaltung, noch von der ESMT war hier Konkreteres zu erfahren.

Allerdings heißt es in der Antwort auf die Grünen-Anfrage: „Der Senat geht weiter davon aus, dass die von ihm übernommene Verpflichtung gegenüber der ESMT auf die unentgeltliche Überlassung der Liegenschaft im Wert von 23,8 Mio. Euro beschränkt bleiben muss.“ Außerdem wird darauf verwiesen, dass die Übergabe der Immobilie vom Bund ans Land Berlin erst dann erfolgt, wenn klar ist, wie die Privatschule hier wirtschaften will. Denn eine vorübergehende Unterhaltung der Gebäude, so lange es die Schule nicht gibt, wolle das Land nicht tragen.

„Insofern sind jetzt umgehend die offenen Punkte (…) zu klären, bevor verbindliche Verträge abgeschlossen werden (insbesondere Rückgabeoption)“, heißt es im Schreiben der Senatsverwaltung.

Dieses stammt übrigens vom 16. September 2002. Seitdem ist nichts geschehen, jedenfalls nichts, das die Berliner Wissenschaftslenker verkünden könnten. Deren Pressesprecherin sagt allerdings: „Wir befassen uns mit der staatlichen Zulassung der Hochschule, die Finanzen werden anderswo geregelt.“ Anderswo war gestern keine Auskunft zum Stand der Dinge einzuholen, weder in der Finanzverwaltung, noch in der Senatskanzlei. Immerhin: Aus Sicht der Wissenschaftler kann der Festakt am 31. Oktober stattfinden, private Seminare ohne staatliche Anerkennung könnten ja stattfinden, der Hochschulbetrieb werde ohnehin nicht vor 2004 beginnen. Ob die davor geplanten Managerseminare aber wirklich stattfinden können – wer weiß? Bei der ESMT will man vor dem 31. Oktober nichts sagen. Es soll ja spannend bleiben. David Ensikat

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