zum Hauptinhalt

Berlin: Eltern gegen Turbo-Abi

Zwölf oder dreizehn Jahre bis zum Abschluss? Landesausschuss will, dass Schüler wählen dürfen

Längerer Unterricht, größerer Leistungsdruck, volle Lehrpläne, stärkerer Prüfungsstress: Damit soll nach dem Willen der Berliner Eltern an den Gymnasien bald Schluss sein. Der Landeselternausschuss (Lea) fordert den Senat auf, auch an den Gymnasien die Möglichkeit des Abiturs nach 13 Jahren wieder einzuführen. „Eine Unterscheidung in dieser Frage zwischen Gymnasien und Sekundarschulen ist völlig unbegründet“, heißt es in einem Beschluss des Lea. Kinder und Eltern in allen Bundesländern, in denen das G8 eingeführt wurde, hätten unter den Bedingungen, die das Turbo-Abi mit sich bringe, zu leiden.

„Uns geht es darum, die Situation der Jugendlichen zu entschärfen“, sagt Landeselternsprecher Günter Peiritsch. Wie die Kurskorrektur in der Praxis aussehen könnte, dazu machte Peiritsch keine konkreten Angaben. Im Beschluss des Lea wird auf Nordrhein-Westfalen verwiesen: Dort können Schulen seit 2010 im Rahmen eines Schulversuchs zum Abitur nach 13 Jahren zurückkehren.

In Berlin hat sich vor wenigen Monaten eine Elterninitiative gegründet, die noch über die Forderung des Lea hinausgeht: Sie will das achtjährige Gymnasium komplett abschaffen. Seit Mitte Februar ist dazu eine Online-Petition geschaltet, bisher kamen 3587 Unterschriften zusammen. Peiritsch zufolge hat diese Initiative auch im Landeselternausschuss Unterstützung gefunden.

Auf wenig Verständnis stößt der Landeselternausschuss beim Verband der Oberstudiendirektoren. Deren Vorsitzender Ralf Treptow nennt den Vorstoß der Eltern „wenig hilfreich“ und warnt vor einer „Rolle rückwärts“ in der Schulpolitik. Wer fordere, Gymnasien und Sekundarschulen in dieser Hinsicht gleichzustellen, befördere den Weg zur Einheitsschule. Treptow verwies zudem auf die positiven Erfahrungen aus Sachsen, wo das G8 seit 20 Jahren erfolgreich praktiziert werde. Dass es während der Übergangsphase Probleme gebe, sei nicht überraschend. Für Einzelfälle müssten individuelle Lösungen gefunden werden, statt das System gleich wieder zu ändern. Treptow verwies auf die Erfahrungen an seiner Schule, dem Rosa-Luxemburg- Gymnasium in Pankow: Von 380 Schülern in der Oberstufe erwägen demzufolge 20, ein Jahr freiwillig zurückzutreten. Das sei nicht mehr als vor der G8-Einführung.kba

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false