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Auch kleine Münzen können zum Vermögen führen. Die Tochter unserer Redakteurin macht ihre ersten Geschäfte und verdient sich etwas dazu.

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Eltern-Kolumne: Vollpfosten für 50 Cent

Unsere Redakteurin erklärt ihrer Tochter, dass das Geld nicht unbegrenzt aus dem Automaten kommt und regt das Kind an, sich etwas dazu zu verdienen. Die Sechsjährige hat dabei eigene Geschäftsideen. Eine Eltern-Kolumne.

Wir mussten reden. Über Geld. „Wieso, nicht genug Geld dabei?“, fragte meine Tochter und hatte gleich die Lösung. „Geh' einfach zum Automaten. Da kommt doch neues Geld raus.“ Das war, nachdem wir mit ihr spontan an einer Hipster-Eisdiele mit absurden Sorten wie Glühwein oder Whiskey mit Cashew vorbeigekommen waren. Noch absurder empfand ich den Preis: mehr als 2 Euro für eine Kugel. Mir war das Gewese zu übertrieben. Ich wollte dem Ganzen entgehen und verwies auf zu wenig Geld im Beutel. Das war natürlich auch keine Lösung.

Wir aßen unser Eis dann ein paar Meter weiter – zwar auch vegan, aber etwas günstiger – und sprachen über den Wert des Geldes. Meiner Sechsjährigen war gar nicht richtig klar, woher unser Geld kam und dass ich etwas dafür tun musste. Weil meine Tochter ihr Eis demnächst einmal von ihrem eigenen Geld bezahlen wollte, überlegten wir uns Ideen, wie sie etwas hinzuverdienen konnte – und zwar zu ihrem Taschengeld als Erstklässlerin, schließlich will so ein dolce vita finanziert sein. Dabei beobachtete ich eine mir bislang unbekannte Seite an ihr: Mein Kind war fixiert darauf, ihre Sammlung von Münzen zu vergrößern. Ihre erste Geschäftsidee: Ab sofort wurden für jedes Schimpfwort, das wir benutzen, 50 Cent fällig. Auch „krass“ gehörte für sie dazu; zum Ärger meiner Freundin, die das ganz unbedarft benutzt. Ich hingegen finde, dass es zum Wortschatz jugendlicher Serientäter zählt und somit sehr wohl auf die Liste gehört.

Viel geflucht wird, wenn die Bundesliga läuft. Dann hält sie die Hand auf

Eine außerordentlich gute Zeit für meine Tochter, ihre Einnahmen zu erhöhen, ist bislang samstags zwischen 15.30 und 17.15 Uhr. Oder wahlweise zum Ende der Bundesliga-Abendspiele mit Bremer Beteiligung („Vollpfosten“, „So eine Scheiße“…). Gnadenlos hält sie die Hand auf: „Zweimal 50 Cent, Mama!“. Für das Hochbringen der Zeitung morgens verlangt sie 20 Cent.

Kürzlich stand meine Tochter um 6 Uhr früh mit einer selbst gemalten Tabelle vor dem Bett. Inventur. Sie hatte all ihre Geldstücke aufgemalt und mit Strichen versehen, wie viele von jeder Sorte vorhanden waren. Natürlich habe ich meine eigene Methode, ihr das Geld hin und wieder abzuluchsen. Viermal maulig sein macht 50 Cent für mich. Und so schieben wir uns Tag für Tag die Geldmünzen hin und her.

Neulich dachte ich, sie habe endlich einen Teil ihres angehäuften Vermögens investiert, als sie mit einem Kuschelhasen vom Trödelmarkt in der Nachbarschaft zurückgekehrt war. „Hast du den von deinem Geld gekauft?“, fragte ich. „Nein. Die Frau hat gesagt, den bekomme ich umsonst – weil ich so lieb geschaut habe.“

Lieb schauen? Das sollte für uns nun wirklich kein geeignetes Mittel sein, um Geld zu vermehren. Wir mussten noch mal reden.

Tipps für die Höhe des Taschengeldes gibt es etwa unter www.eltern.de. Wer außergewöhnliche Eissorten probieren möchte, kann das zum Beispiel bei „Jones“ in der Goltzstraße 3, Schöneberg.

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