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Schule: Eltern protestieren gegen Fachlehrermangel

Aber auch Unterrichtsausfall und Baumängel führen in fast allen Bezirken zu Unmut. Nach den Lehrern melden sich jetzt auch die Eltern mit massiven Beschwerden zu Wort.

„Kein Tag vergeht ohne konkrete Klagen über Fachlehrermangel oder Unterrichtsausfall“, berichtet Landeselternsprecher Günter Peiritsch. Die Sensibilität sei derzeit besonders groß, weil die Noten infolge der Reformen eine größere Rolle spielten. Hinzu komme eine große Unzufriedenheit, dass es trotz der großen Investitionen noch immer marode Schulen gebe. „Wir sind komplett unterfinanziert“, lautet Peiritschs Resümee, der über die aktuelle Situation „stinksauer“ ist.

Das ist aber noch nicht alles. Was die Eltern besonders belaste, sei die Verunsicherung angesichts der neuen Kriterien beim Übergang auf die Oberschulen: Seitdem feststeht, dass die meisten Schulen mit Übernachfrage die Schüler nach dem Notenschnitt aussuchen wollen, bangen die Familien bei jeder Zensur in der sechsten Klasse um die Chancen auf ihrer Wunschschule. „Die Verwirrung ist extrem groß“, hat Peiritsch festgestellt. Wenn dann auch noch ein Lehrer ausfalle oder es ständig zu Lehrerwechseln komme, kämen zur Verwirrung noch die Sorgen um die schulische Zukunft ihrer Kinder.

Nicht viel besser ist die Stimmung in den Oberstufen der Gymnasien. Hier ist inzwischen der „Doppeljahrgang“ angekommen, der infolge des Wegfalls der elften Klasse entstanden war. Jetzt sitzen in den Kursen Schüler, die gerade die zehnte Klasse abgeschlossen haben, neben Älteren, die noch die elfte Klasse durchlaufen konnten. Wie berichtet, macht es sich bemerkbar, dass den jüngeren Schülern viel Wissen fehlt und sie darüber hinaus auch noch vollere Stundenpläne haben als die älteren Schüler aus dem auslaufenden 13-jährigen Bildungsgang. Auch hier ist die Elternwut über ausfallende Stützkurse oder übervolle Grundkurse besonders groß. Peiritsch weiß von Direktoren, die inzwischen schon bei Nachhilfeinstituten nach Aushilfslehrern suchen, um die Lücken zu stopfen, die etwa durch den wintertypisch hohen Krankenstand entstehen.

Was die maroden Schulen anbelangt, so laufen die Informationen bei Daniela von Treuenfels zusammen. Die Elternvertreterin von Steglitz-Zehlendorf stellt - wie in jedem Jahr – einen ganz speziellen berlinweiten Adventskalender für den Bildungssenator zusammen: Hinter etlichen „Türchen“ verbergen sich Bauprobleme, mit denen Schulen zu kämpfen haben. Da geht es um unbenutzbare Sporthallen, undichte Dächer oder zugige Fenster, um nur einige Beispiele zu nennen.

Was die baulichen Mängel anbelangt, verweist die Bildungsverwaltung auf die Bezirke, die innerhalb kurzer Zeit etwa eine Milliarde Euro für die Schulen erhalten haben. Tatsächlich konnte der Sanierungsstau durch den Geldregen etwa halbiert werden. Allerdings liegt es am jeweils zuständigen Bezirksamt, ob die richtigen Prioritäten gesetzt wurden: An der Spitze der Beschwerden scheint aktuell Tempelhof-Schöneberg mit seinem CDU-Schulstadtrat Dieter Hapel zu liegen. Landeselternsprecher Peiritsch sieht dennoch den Senat in der Pflicht: Er gebe die Gelder und müsse auch darauf achten, dass sie zum Wohle der Schüler ausgegeben würden. Es gehe nicht an, dass Schüler beispielsweise an einer Schule montagmorgens bei 11 Grad Unterricht hätten.

In Bezug auf die Klagen über Lehrermangel und Unterrichtsausfall ist es zurzeit nicht möglich, verlässliche Zahlen zu bekommen: Die vollständige aktuelle Personalabfrage für alle öffentlichen Schulen wird erst in den nächsten Tagen von der Bildungsverwaltung vorgelegt. Um die Verunsicherung beim Übergang zu den weiterführenden Schulen zu lindern, planen Elternschaft und Senatsverwaltung jetzt Infoveranstaltungen in den einzelnen Bezirken.

Weitere Infos: www.lea-berlin.de

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