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Berlin: Elternvertreter aus ganz Berlin bereiten Protestmarsch zur Lage an den Schulen vor

"Wir erwarten als Eltern und Steuerzahler im Interesse unserer Kinder sofortige Abhilfe!" Mit diesen zornigen Worten hat sich die Gesamtelternvertretung der Leistikow-Oberschule in Zehlendorf jetzt an die Öffentlichkeit gewandt.

"Wir erwarten als Eltern und Steuerzahler im Interesse unserer Kinder sofortige Abhilfe!" Mit diesen zornigen Worten hat sich die Gesamtelternvertretung der Leistikow-Oberschule in Zehlendorf jetzt an die Öffentlichkeit gewandt. Entgegen der Ankündigung der Senatsschulverwaltung, es werde nach den Herbstferien keinen nennenswerten Unterrichtsausfall mehr geben, würden wegen der Erkrankung dreier Lehrer allein an der Schule 100 Unterrichtsstunden ausfallen. Unterdessen bereiten Elternvertreter der Reinickendorfer Renée-Sintenis-Grundschule und des Humboldt-Gymnasiums einen Sternmarsch von Schülern, Lehrern und Eltern vor. Am 18. November findet in der Aula der Humboldt-Schule, Hatzfeldallee 2-4, um 20 Uhr ein Vorbereitungstreffen statt, zu dem Betroffene kommen können.

"Wir wollen in die Öffentlichkeit treten, nachdem alle internen Bemühungen beim Landesschulamt fehlgeschlagen sind", sagt Heidemarie Eller, Vorsitzende der Gesamtelternvertretung vom Humboldt-Gymnasium. Ihre Kinder besuchen das naturwissenschaftlich geprägte Reinickendorfer Gymnasium, und "bei uns fehlen gerade Lehrer im Bereich Mathematik und Naturwissenschaften". Auch in Kunst werde das Personal knapp, da eine Kraft frühpensioniert wurde. Insgesamt seien zum Teil bis zu 85 Unterrichtsstunden pro Woche nicht gegeben worden. "Damit nicht alles in einer Klasse ausfällt", wurde das Pensum für alle Klassen gekürzt: Statt drei Stunden Mathematik und Chemie wurden jeweils nur zwei pro Woche erteilt. Doch trotz erwarteter Neueinstellungen und Aufstockungen bei den Lehrerstunden bleibe es eng. "Das Durchschnittsalter im Kollegium ist 55 Jahre, da bleibt es nicht bei Husten und Heiserkeit, wenn jemand krank wird." Auch Daria Leidloff, deren Tochter die Sintenis-Schule besucht, weiß von drei langzeiterkrankten Lehrern. Wie berichtet, konnten im Schuljahr 1998/99 in ganz Berlin rund 8,8 Prozent des gesamten Unterrichts nicht erteilt werden. 5,4 Prozent der Stunden wurden vertreten, wie eine erstmals erstellte Studie zum Unterrichtsausfall ergab. 66,1 Prozent der Stunden fiel durch Krankheit der Lehrer aus - in keinem anderen Bundesland ist diese Zahl so hoch. Vielfach liegt es indes nicht an Schulleitung oder Landesschulamt, dass Stellen nicht rechtzeitig besetzt werden. Bekanntlich gibt es nicht ausreichend Lehrer mit den benötigten Qualifikationen auf dem Arbeitsmarkt. So sucht das Landesschulamt verzweifelt nach Berufsschul- und Sonderschullehrern. Mitunter zeigten sich die Behörden bei der Personalsuche jedoch "inflexibel und schmalspurig", klagt Elternvertreterin Eller. Wie "mit Scheuklappen" werde nach einer bestimmten Qualifikation gesucht, statt einen Naturwissenschaften-Pädagogen zu nehmen, der wiederum anderen Lehrern den Rücken frei machen könnte. Unterdessen versucht das Landesschulamt, durch Umsetzungen Lehrer von Schulen ohne Personalmangel abzuziehen und sie dort einzusetzen, wo sie gebraucht werden. Das zieht teils persönliche Verluste nach sich wie etwa an der Grundschule am Rohrgarten, Am Schlachtensee 82. Dort musste eine Lehrerin, die sich ursprünglich speziell für diese Schule beworben und dort die Montessori-Pädagogik mit entwickelt hatte, die Schule zum großen Bedauern vor allem der Kinder verlassen. Auf Fälle wie diese wollen die Eltern mit ihrem Sternmarsch im März aufmerksam machen.

Annette Kögel

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