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Endlos Platz: Neuer Park am Gleisdreieck eröffnet

Nach Jahrzehnten der Planung ist der neue Park am Gleisdreieck offen. Die einen nörgelten – die anderen staunten.

Nun ist das neue Gleisdreieck offen, eine helle, sonnige, fast menschenleere Weite. Am Sonnabend, zum großen Bürgerfest, wird der magische Eindruck der Geburtsstunde dieses neuen Parks schon wieder zerronnen sein. Die Phase der Bewährung hat begonnen, erklärte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Nach ein bis zwei Jahren werde man sehen, wo der Park noch verändert werden sollte, um ihn den Menschen anzupassen, die ihn nutzen. Franz Schulz (Grüne), Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, ließ seiner Grundsatzkritik an zu viel verlorener Spontanvegetation den versöhnlichen Satz folgen: „Der Park hat eine riesige Qualität“. Schon in wenigen Jahren werde er bei den Berlinern, speziell den Kreuzbergern, und den Berlintouristen eine „herausragende Akzeptanz“ finden.

17 Hektar groß ist der neue Ostpark auf der Kreuzberger Seite des Gleisdreiecks – zumindest nach Angaben des Senats. Kritiker reden von 13 Hektar, weil Teile für eine Erweiterung des Technikmuseums vorbehalten bleiben. Drei Haupteingänge führen auf das Grün, von Norden am Tempelhofer Ufer, U-Bahnhof Möckernstraße, von Süden nahe dem S- und U-Bahnhof Yorckstraße und von Osten, an der Möckernstraße, Höhe Hornstraße. Dort beginnt auch eine breite Fahrrad- und Skaterpiste, die nach Westen bis zur ICE-Trasse führt, dort nach Norden schwenkt und weiter zum Westpark führt, der 2013 fertig werden soll. Weitergebaut wird auch am „Flaschenhals“ südlich der Yorckbrücken.

Neben einer großen Rasenfläche zum Liegen und Ballspielen (nicht zum Grillen!) gibt es zwei Spielplätze entlang der Möckernstraße, kleine Flächen für Basketball, Skateboard und Fußball am Westrand und diverse große Schaukeln, die sich im Park verteilen. Weil sie im offenen Raum stehen, nicht in einem Spielgerätensemble, verstärkt sich das Gefühl, in den Himmel hineinzuschweben.

Die Landschaftsarchitekten Loidl aus Berlin haben das Terrain gestaltet, 330 Bäume und 620 Sträucher neu gesetzt und zwischen den Wegen und Spielflächen 17 Inseln mit besonders wertvoller „Gleiswildnis“ belassen. Eine alte Waggonwiegestation ist erhalten, zwei Stellwerke gibt es noch und ein drei Hektar großes Wäldchen, Lebensraum für seltene Pflanzen und Tierarten, die sich in den Jahrzehnten seit dem Kriegsende hier angesiedelt haben.

Naturschützer und viele Anwohner hätten gerne noch mehr ursprüngliche Vegetation erhalten, aber die Parkplaner setzten eher auf vielfältige Nutzungsmöglichkeiten der Wege und Flächen, in Erwartung eines Massenansturms wie im Mauerpark.

40 Jahre habe es letztlich gedauert, diesen Park zu schaffen, sagte Franz Schulz. Erst musste die Autobahnplanung der 70er-Jahre vom Tisch, dann die Baulogistik für Potsdamer Platz und Tiergartentunnel abgeräumt werden. Jahrelang stritten sich die Akteure von der AG Gleisdreieck mit der Bahntochter Vivico über die Größe der Bauflächen. Danach drohten Pläne für ein Riesenrad, die grünen Visionen zu vernichten. Die „Sturheit“ der Gleisdreieckverteidiger über Jahrzehnte habe den Park letztlich möglich gemacht, erklärte Junge-Reyer und zollte dafür ihren Respekt. Speziell an Norbert Rheinländer adressierte sie ihre Anerkennung, den inzwischen ergrauten, aber unermüdlichen Veteranen der Bürgerinitiative gegen den Autobahnbau am Gleisdreieck.

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