zum Hauptinhalt
oekostrom3_dpa

© dpa

Energie: Jetzt offiziell: Berlin stellt um auf Ökostrom

UPDATE Die Tagesspiegel-Informationen haben sich bestätigt: Vattenfall gewinnt mit klimafreundlicher Energie die Ausschreibung für öffentliche Gebäude und Straßenbeleuchtung ab 2010. Für Umweltverbände und die Grünen ist das ein Erfolg, der aber auch seinen Preis hat.

Die öffentlichen Einrichtungen Berlins werden von 2010 bis 2012 komplett mit Ökostrom versorgt. Wie der Tagesspiegel vorab berichtete, hat Vattenfall den Zuschlag für alle acht ausgeschriebenen Lose erhalten. Dabei geht es um die riesige Menge von 915 Millionen Kilowattstunden pro Jahr, die dem Verbrauch von mehr als 300.000 Privathaushalten entspricht. Die Ausschreibung umfasste neben dem Strom für Rathäuser, Kliniken, Unis und Schulen auch den für Straßenbeleuchtung und Ampeln. Offiziell konnte die Entscheidung von der Finanzverwaltung erst am Freitag verkündet werden, als die Einspruchsfrist abgelaufen war.

So groß wie die Strommenge ist auch der potenzielle Klimaschutzeffekt: Bei konventioneller Erzeugung würden für die Menge ungefähr 500.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich ausgestoßen. Das entspricht zwei bis drei Prozent aller in Berlin erzeugten Emissionen, also inklusive Verkehr und Heizungen. „Ökostrom“ bedeutet nicht unbedingt, dass der CO2-Ausstoß auf Null sinkt, aber er beträgt nur einen Bruchteil. Der reale Nutzen hängt davon ab, ob der Ökostrom aus sogenannten neuen Anlagen stammt.

Dieser Zusatz – er wäre in der Ausschreibung möglich gewesen, wurde aber offenbar nicht eingefügt – soll sichern, dass Energieversorger nicht einfach intern Strommengen hin- und herbuchen, sondern tatsächlich in den Ausbau erneuerbarer Energien investieren, um ihre Ökostrom-Kunden zu beliefern. Theoretisch wäre es sonst beispielsweise denkbar, dass Vattenfall seinen ohnehin produzierten Strom aus Jahrzehnte alten Wasserkraftwerken einfach formal Berlin zuordnet und dafür den Kohle-Anteil im Strommix für andere Kunden erhöht. Erst vor wenigen Tagen legte die Umweltorganisation Greenpeace eine Studie vor, laut der Vattenfall zwar 20,7 Prozent seines Stroms aus Wind und Wasserkraft erzeugt, aber nur 1,7 Prozent davon aus neuen Anlagen des Konzerns stammen.

Die Berliner Ausschreibung schafft in diesem Punkt Transparenz, indem sie die Offenlegung von Strombezug und -erzeugung fordert. Da das Stromhandelssystem sehr kompliziert ist, geben allerdings erst zusätzliche Prüfsiegel – etwa vom Tüv oder dem Öko-Institut – Aufschluss, wie grün eine Stromsorte tatsächlich ist.

Für Umweltverbände und Bündnisgrüne ist die Berliner Entscheidung für den Ökostrom ein großer Erfolg. Erst auf ihren Druck hin hatte die Finanzverwaltung von Thilo Sarrazin (SPD) den Öko-Kriterien in der Ausschreibung ein Drittel Gewicht zugemessen – obwohl dies laut einem Beschluss des Abgeordnetenhauses längst Pflicht ist. Zu zwei Dritteln entscheidet der Preis; eine Berechnungsformel definiert die Abwägung beider Posten. Nach Erfahrungen früherer Ausschreibungen dürfte der Ökostrom etwa zwei Millionen Euro teurer sein als konventioneller – bei einer Stromrechnung des Landes von geschätzten 100 Millionen Euro pro Jahr. Ein Insider bezeichnete die Berliner Ausschreibung als „eine der grünsten, die es bisher überhaupt gegeben hat“.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false