zum Hauptinhalt
Zuhause auftanken. Ein Pilotprojekt soll Wohnen und Elektromobilität optimal verknüpfen: Das Haus erzeugt den Strom, den das Auto dann tankt. Das Haus wird noch dieses Jahr gebaut.

© Simulation: BMVBS/Werner Sobek

Energieeffizienz: Ein Wohnzimmer mit Strom-Tankstelle

Ab 2012 soll eine "Test-Familie" ein Energiesparhaus in Berlin bewohnen. Das Haus wird so viel Strom erzeugen, dass auch noch ein zugehöriges Elektroauto betankt werden kann. Das Pilotprojekt wird von der Bundesregierung finanziert.

Von Sabine Beikler

Das ist der Traum des umweltbewussten Autofahrers und Hausbesitzers: Das Fahrzeug steht direkt vor der Tür und wird per Fernbedienung betankt – nicht mit Benzin, sondern mit Strom, den das Haus zuvor produziert hat. In diesem Jahr wird in Berlin in der Fasanenstraße 87 der Prototyp eines Energie-Plus-Hauses mit Elektromobilität gebaut. Ab Anfang 2012 soll dann eine vierköpfige „Test-Familie“ unter wissenschaftlicher Begleitung der Fraunhofer-Gesellschaft für etwa ein Jahr in dem Musterhaus wohnen.

„Das Energie-Plus-Haus erzeugt doppelt so viel Strom wie es verbraucht. Genug, um zusätzlich ein Elektroauto vor der Tür zu betanken“, sagte Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU), der als Projektmotto „Mein Haus ist meine Tankstelle“ nennt.

Das Bundesbauministerium hatte bereits ein reines Energiehaus ohne Elektromobilität als Modell in einer Wanderausstellung präsentiert. Mit dem neuen Projekt, das Haus und Auto energetisch verbindet, will der Bund zum Anbieter für Elektromobilität werden. Unter Leitung des Stuttgarter Ingenieurbüros Werner Sobek, das den offenen Wettbewerb gewonnen hatte, soll ein Haus mit etwa 130 Quadratmetern Wohnfläche entstehen.

Die Wärmedämmung ist hocheffizient: Alle Außenwände sind mit Fotovoltaik-Modulen zur Energiegewinnung ausgestattet. Die Materialien und Baustoffe sind komplett recycelbar, Wärme wird durch eine Luftwärmepumpe erzeugt, und alle Elektrogeräte werden nach ihrer Sparsamkeit ausgewählt. Eine Waschmaschine kann zum Beispiel mit einer Steuerung vernetzt sein, die Überkapazitäten im Stromnetz anzeigt und erst dann den Betrieb einschaltet.

Der „Test-Familie“, die das Bundesministerium noch suchen will, werden auch Elektroautos zur Verfügung gestellt. Die im Haus erzeugte Energie wird über Induktion in das Kraftfahrzeug eingespeist. Getestet werden sollen nicht nur Elektroautos, sondern auch Fahrräder oder Elektroroller. Dem Vernehmen nach sind Autokonzerne wie VW, Audi, Daimler, Smart, Opel oder BMW sehr an einer Kooperation interessiert. Gespräche werden mit den Unternehmen zurzeit noch geführt, heißt es. Die Bundesregierung investiert 2,5 bis drei Millionen Euro in das Energie-Plus-Haus mit Elektromobilität. Offen ist, wie hoch eine durchschnittliche Miete für ein Energie-Plus-Haus mit Elektromobilität liegen wird. Das muss erst noch errechnet werden.

Zur Startseite