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Nicht nur die Lichter leuchten auch in Berlin, auch der Gewinn, der damit zu machen ist.

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Energieversorgung in der Hauptstadt: Vattenfall verdient prächtig am Berliner Stromnetz

Die Netztochter des schwedischen Konzerns investiert in Berlin einen dreistelligen Millionenbetrag in seine Kraftwerke. Für die meisten Berliner bedeutet das noch mehr Versorgungssicherheit – und höhere Strompreise.

Falls Vattenfall tatsächlich auf dem Absprung aus Deutschland sein sollte: Für Berlin gilt das vorerst nicht. Hier modernisiert der Konzern nicht nur für einen dreistelligen Millionenbetrag seine Kraftwerke, sondern investiert auch massiv ins Stromnetz. Für die meisten Berliner bedeutet das noch mehr Versorgungssicherheit – und höhere Strompreise. Und manche sind empört, dass Vattenfall ausgerechnet in ihrer Nachbarschaft hoch hinaus will.

In Spandau will Vattenfalls Stromnetz-Tochter für gut 85 Millionen Euro die Versorgung verbessern und ersetzt dafür drei alte Umspannwerke durch einen großen Neubau an der Gatower Straße. Nachbarn werfen dem Versorger Heimlichtuerei und Rücksichtslosigkeit vor, weil das unweigerlich recht dominante Gebäude inmitten eines Siedlungsgebiets entstehen soll. Es gäbe bessere Flächen, sagen sie. Vattenfall weist die Vorwürfe strikt zurück: „Alles, was dort einzuhalten ist, haben wir gemacht“, sagt Helmar Rendez, Chef der Stromnetzgesellschaft. Von dem rund 3000 Quadratmeter großen, schon bis 2006 von Vattenfall genutzten Grundstück würden nur etwa 700 Quadratmeter bebaut, „und da kommt auch nicht einfach ein hässlicher Betonklotz hin“. Der Neubau soll 8,30 Meter hoch werden. Ein Sprecher stellt auf Nachfrage klar: „Wir wollen und werden da bauen.“ Anders als behauptet „haben wir die Nachbarn sehr früh mitgenommen.“ Nur wollen nicht alle mit.

Alt und neu. Der Strom für Berlin kommt vor allem aus dem Umland. Dabei sind Windräder inzwischen mindestens ebenso wichtig wie die Lausitzer Braunkohle.
Alt und neu. Der Strom für Berlin kommt vor allem aus dem Umland. Dabei sind Windräder inzwischen mindestens ebenso wichtig wie die Lausitzer Braunkohle.

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Der Neubau ist ein wesentlicher Posten im Budget des Unternehmens, das in den nächsten zehn Jahren mehr als 2,4 Milliarden Euro in Berlin ausgeben will. Eine Milliarde entfällt auf Instandhaltung, die anderen 1,4 zählen als Investitionen. Zu den großen Vorhaben gehört auch ein neues Umspannwerk für die Europacity, deren Energiebedarf mit dem Baufortschritt steigt. Außerdem werden die Hauptleitungen – das sogenannte Mittelspannungsnetz – nach und nach automatisiert, so dass sich bei Störungen der Strom per Fernsteuerung aus der Leitstelle wieder einschalten lässt und nicht erst, wenn ein Monteur hingefahren ist.

Der Fortschritt ist für die Kunden nicht umsonst zu bekommen

Einen Teil der Investitionen will Vattenfall auf den Strompreis umlegen. Allerdings begrenzen Vorgaben der Bundesnetzagentur das Ausmaß, und mit zurzeit knapp vier Cent pro Kilowattstunde ist das Entgelt fürs lokale Netz ein relativ kleiner Posten in der Stromrechnung. Rendez betont, dass von den gewaltigen Investitionen mehr als zwei Drittel an Unternehmen in der Region gehen. Darin steckt die Botschaft, dass Vattenfall als Stromnetzbetreiber eben nicht nur der gierige ausländische Konzern ist.

Die Zahlen aus Berlin machen den schwedischen Mutterkonzern sicherlich glücklich

Allerdings dürften die Zahlen aus Berlin dem schwedischen Mutterkonzern Freude machen: Dank eines Sondereffekts stieg der Jahresüberschuss 2012 auf 145 Millionen Euro. In den Jahren davor waren es um die 50 Millionen; für 2013 zeichnet sich laut Rendez wiederum ein „sehr gutes Ergebnis“ ab.

Das dürfte den Ehrgeiz des Landes beflügeln, bei der laufenden Neuausschreibung um die Nachfolge im Netzbetrieb zu kämpfen. Allerdings hat auch Vattenfall laut Rendez bereits ein „verdammt gutes Angebot“ ausgearbeitet. Ebenso wie ums Gasnetz bewerben sich um die Stromkonzession neben Vattenfall auch der Landesbetrieb Berlin Energie und der niederländische Versorger Alliander. Anfang 2015 dürfte die Entscheidung fallen.

Das Schicksal von Vattenfalls Lausitzer Braunkohlekraftwerken ist für die Stromversorgung Berlins nach Auskunft von Rendez kaum relevant: Nur an windstillen, trüben Tagen fließe eine nennenswerte Menge Strom aus der Lausitz nach Berlin. Sonst werde der Bedarf überwiegend aus den Kraftwerken in der Stadt sowie den Windrädern und Solaranlagen im Umland gedeckt. Zum Selbstversorger werde Berlin aber auch langfristig nicht.

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