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Berlin: Engel für Kreuzberg

Der Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ zeigt drei Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden

Angefangen hat alles im Kinderladen am Heinrichplatz. Dort sind Klara, Mina und Tanutscha Freundinnen geworden. Sie haben gespielt, sind ins Prinzenbad gegangen, waren in der gleichen Klasse. Jetzt sind sie 16 und ihre Wege beginnen sich auseinanderzubewegen. Mina will weg aus Kreuzberg, mit ihrem Freund verreisen. Die anderen bleiben.

Die Phase zwischen Kindheit und Erwachsenwerden ist es, die die Filmemacherin Bettina Blümner interessiert hat. In ihrem Dokumentarfilm „Prinzessinnenbad“ beobachtet sie die drei – im Schwimmbad wie in der Schule. 90 Stunden Material hat sie gesammelt, herausgekommen ist ein intensives Porträt von den Mädchen, aber auch von Kreuzberg.

Dabei sollte es gar kein Kreuzberg- Film werden, sagt Bettina Blümner. Aber sie fängt viele Szenen ein, die typisch sind für diesen Stadtteil. Zum Beispiel, wenn sich Klara und Tanutscha mit ihren türkischstämmigen Freunden trifft: „Ich sage Kanake zu dir, weil dich das so schön ärgert“, sagt Klara und belehrt ihr Gegenüber, dass seine kleine Beleidigung wiederum nicht zieht: „Du sagst Kartoffel zu uns, dabei kommen Kartoffeln noch nicht einmal aus Deutschland.“

Auf den Mund gefallen ist Klara nicht. Im Gespräch sagt sie von sich selbst, dass sie selbstbewusst ist: „Wenn ein Typ zu mir sagt: ,Ey, du bist geil’, dann sage ich nicht ,oh, danke’, sondern: ,Ich weiß’.“ Sie ist so stark, weil sie ihre Erfahrungen in ihrem Leben geprägt haben. Da ist der Vater, der sich nach Panama verdünnisiert und Klara und ihre Mutter allein lässt. Aber da sind auch die Jungs, die sie mit 14 so toll findet, dass sie sogar ihrer Großmutter 2000 Euro stiehlt. Die Jungs haben sie reingelegt. „Ich weiß auch nicht warum, ich stehe halt auf Arschlöcher“, sagt sie im Film. Und bei der Cola in der „Roten Harfe“: „Heute würde mir das nicht mehr passieren.“

Die beiden anderen bewundern Klara dafür, „in der Grundschule gab es richtig Streit um sie“, sagt Mina. Der Film bildet das ab. Mina löst sich aus dieser Dreier- Konstellation heraus, am häufigsten zeigt der Film Klara und Tanutscha: beim Reden, Telefon-Chatten („Bist du noch Jungfrau?“) und im Prinzenbad, wo sie ihren Freund Johnny treffen. „Deine Pickel sind fast weg“, sagt Tanutscha, während Klara dem Jungen an den Bizeps fasst: „Rasierst du dich unter den Achseln?“ Ursprünglich sollten Szenen wie diese eine stärkere Rolle spielen. Doch die drei gehen nicht mehr ins Prinzenbad – das pöbelige Anbaggern nimmt überhand. Der Filmtitel ist also etwas irreführend, sagt Tanutscha: „ ,Drei Engel für Kreuzberg’ hätte ich besser gefunden. Klara schüttelt den Kopf: „ ,Ich komm’ aus Kreuzberg, du Muschi’ “. Das ging der Filmfirma dann doch zu weit.

Premiere heute um 19 Uhr im Cinemaxx 3, ab Mai regulär im Kino.

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