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Berlin: England wirft das Handtuch

„The Sun“ machte im Olympiastadion einen Scherz

Das riesige Laken, das die sechs Männer quer durchs Olympiastadion schleppten, erregte mächtig Irritationen. „Ich glaube, ich habe darauf ein großes Kreuz gesehen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) beim letzten Stadionspaziergang vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. „Vielleicht ist es ja die Folie für den neuen Hubschrauberlandeplatz!“

Nun, der vermeintliche Hubschrauberlandeplatz entpuppte sich als englische Fahne, die auf der Stadiontribüne ausgerollt wurde: rotes Kreuz auf weißem Grund, 35 Meter lang, 20 Meter hoch – und aus Frottee. In der Ecke prangte das Logo der britischen Boulevardzeitung „The Sun“. Fußball, England, Frottee – vermutlich titelt „The Sun“ am Wochenende: „Yes, wir haben den Handtuchkrieg gegen die Deutschen gewonnen – dieser Platz ist reserviert bis 9. Juli!“ Das wäre der Tag des WM-Finales.

Exakt 44 Tage sind es noch bis zum Endspiel im Olympiastadion – exakt 13 Tage sind es erst einmal, bis die WM überhaupt beginnt. „Wir sind fertig“, sagte Senatorin Ingeborg Junge-Reyer. Sechs Jahre lang wurde das Olympiastadion saniert. Allein die Baukosten lagen bei knapp 250 Millionen Euro. Weitere 30 Millionen Euro wurden in den vergangenen drei Jahren aus Landesmitteln in die WM-Infrastruktur der Arena und ins Stadionumfeld investiert. Riesige weiße Zelte für 12 000 VIPs und 5000 Arbeiter aus der Medienbranche stehen nun neben dem Olympiastadion. Wie berichtet, wird am Montagmittag das Olympiastadion offiziell an den Weltverband Fifa übergeben.

Der Scherz mit dem Frotteehandtuch war übrigens ganz legal und beim Management des Stadions angemeldet. Das kann sich jetzt über Publicity in England freuen, die „Sun“ wird mit ihrer Aktion bestimmt protzen. Das Handtuch war am Mittag schon wieder aus Berlin verschwunden. Im Kleintransporter ging es zurück nach London. Auf dem Hinweg hatten die Männer eineinhalb Tage für die Reise benötigt.

André Görke

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