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Englands Botschafter über deutschen Fußball: „Wir Briten haben ja schon einen Titel“

Der britische Botschafter Simon McDonald wird während des Champions League Finales gerade im Flugzeug nach Berlin sitzen.

Herr Botschafter, werden Sie zum Finale nach Wembley fahren?
Nein, ich werde leider während des Spiels im Flugzeug nach Berlin sitzen. Ich hoffe aber, dass die Crew die Passagiere über den Spielstand informiert. Ich habe gehört, dass mehrere zehntausend deutsche Fußballfans nach London reisen werden, viele auch ohne Ticket, die einfach die Atmosphäre genießen wollen.

Was bedeutet Fußball für Sie?
Jeden Tag sehe ich in meinem Büro ein Bild des nicht anerkannten englischen Tores im Achtelfinalspiel zwischen Deutschland und England bei der WM 2010 – als Erinnerung daran, dass im Fußball Gerechtigkeit immer siegt, auch wenn es 44 Jahre dauert! Der Fußball hat die Kraft, Zuschauer und Spieler zusammenzubringen. Das beste Beispiel ist natürlich die Weltmeisterschaft 2006: Auch tausende britische Fans haben damals in Deutschland begeistert gefeiert. Und in den britischen Stadien sehen wir jede Woche hervorragende deutsche Spieler wie Lukas Podolski.

Wie blicken englische Fußballfans auf dieses Finale?
Wir bewundern natürlich, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Champions League zwei deutsche Mannschaften im Finale aufeinandertreffen – wir haben ja schon einen Titel dieses Jahr, der FC Chelsea hat die Europa League gewonnen. Aber im Ernst: Der deutsche Fußball ist schon seit vielen Jahren in Großbritannien sehr angesehen.

Überlassen die britischen Fans das Stadion an diesem Tag den Deutschen oder ist das Spiel auch für sie interessant?
Natürlich ist es das. Wir freuen uns auf ein hochklassiges Spiel der zwei besten europäischen Mannschaften dieser Saison. Ob mit oder ohne britische Teams: Die Briten werden sich selbstverständlich das wichtigste Spiel im europäischen Vereinsfußball nicht entgehen lassen.

Hat dieses Finale Auswirkungen auf die deutsch-britischen Beziehungen?
Das Finale ist ein neues Kapitel unserer sportlichen Beziehungen und eine nette Fortsetzung des letzten Jahres, als ein englischer Klub, Chelsea London, in München den Pokal gewann. Dieses Jahr gewinnt ein deutscher Verein in London. Wenn ich mit deutschen Regierungsbeamten spreche, ist es oft so, dass wir zunächst einige Minuten über Fußball reden. Der Fußball verlangt Bescheidenheit: Man muss hart arbeiten, um Erfolg zu haben, aber es gibt trotzdem niemals eine Erfolgsgarantie

Was glauben Sie, wie geht das Spiel aus?
Ich bin Diplomat, also kein Kommentar! Ich fand es übrigens interessant zu hören, dass fast 60 Prozent aller Deutschen erwarten, dass Bayern gewinnt – genau die gleiche Zahl aber Dortmund anfeuert.

Die Fragen stellte Elisabeth Binder.

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