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Berlin: Englische Woche

Sir Peter Torry ist neuer britischer Botschafter – und Berliner. Heute lädt er zum „Queen’s Birthday“-Empfang. Aber auf Anglophile wartet noch ein Höhepunkt

Der Satz ist dieser Tage ja in aller Munde, aber aus seinem Mund gesprochen kam er doch ein wenig überraschend. „Ich bin ein Berliner“, sagte der neue britische Botschafter, Sir Peter Torry, auf einem dieser Sommerfeste, die für frisch eingetroffene Diplomaten die angenehmste Gelegenheit sind, sich ein eigenes Netzwerk zu schaffen. Und zwei seiner Töchter seien Bonnerinnen, setzte er noch eins drauf. „Jedenfalls dort geboren.“ Mit der deutschen Nachkriegsgeschichte kann man als britischer Diplomat kaum besser verwoben sein. Er selbst wurde 1948 als Sohn eines Armeeangehörigen in Spandau geboren, im britischen Sektor West-Berlins. Damals blieb er aber nur kurz, zu kurz, um die Sprache zu lernen, die er schließlich in der Schule lernte und heute fließend beherrscht. Als er ein Jahr alt war, wurde der Vater wieder versetzt. Wenn Sir Peter heute selbst als Gastgeber eines Gartenfestes zu Ehren des Geburtstags seiner Queen in Erscheinung tritt, wird er vielleicht mehr verraten.

Der alljährliche Empfang zum Queen’s Birthday sieht Reden allerdings nicht zwingend vor: Dem Toast „The Queen“ folgt nach der Nationalhymne traditionell das Prosit auf den Bundespräsidenten. Damit hat es sich meist auch schon mit dem offiziellen Programm. Der Gästekreis hat sich seit den Tagen der Alliierten geändert und ist auch viel größer geworden. Trafen sich 1998, im letzten Sommer vor dem Regierungsumzug, noch knapp 500 Gäste auf dem makellosen Rasen-Samt der Residenz im Grunewald, waren es im vergangenen Jahr über 2000. Im alten West-Berlin waren die Empfänge der Alliierten unbestrittene Höhepunkte des gesellschaftlichen Lebens, oft kamen auch echte Royals zu den offiziellen Anlässen. Der Queen’s Birthday-Empfang zählt nach wie vor zu den Lieblingsveranstaltungen der anglophilen Berliner. Man kann gar nicht so genau sagen, woher sein Charme eigentlich kommt: Sind’s die britischen Military Bands, die Erdbeeren (wie in Wimbledon) oder Evergreens wie Danny Boy? Das Ritual soll in allen britischen Botschaften auf der Welt das Gleiche sein.

Sir Peter Torry war zuletzt Botschafter in Madrid und ist im Mai nach Deutschland gewechselt, um Sir Paul Lever abzulösen. Nach dem Studium am New College in Oxford trat er 1970 in den diplomatischen Dienst ein. Ein Jahr später ging er nach Havanna und kehrte erst 1977 in die Zentrale des Außen- und Commonwealth-Ministeriums zurück. Nach Bonn kam er 1981 und blieb vier Jahre. Das war die Zeit, in der zwei seiner drei Töchter geboren wurden. Sie sind zwar nicht mit nach Berlin gezogen, aber Sir Peter Torry und seine Frau Angela, setzen zuversichtlich auf die Attraktionen, die Berlin außer Eltern mit einer schönen Residenz für junge Leute noch zu bieten hat. Dass es hier genauso angesagte Clubs gibt wie in Madrid, haben sie schon herausgefunden. In seiner Freizeit spielt der neue Botschafter gern Golf, wandert und fährt Ski, liebt außerdem Bücher und antike Möbel.

Jetzt, da sich ein privater Kreis geschlossen und damit gleichzeitig ein Lebenstraum erfüllt hat, kann Sir Peter die Stadt richtig kennen lernen, kann alles nachholen, wozu er in seinem ersten Berliner Jahr nicht gekommen ist. Er freut sich, dass die Botschaft im Leben der Stadt eine dynamische Rolle spielt. Nur allzu viele Gartenfeste konnte er bislang nicht besuchen. Schließlich ist er für das ganze Land zuständig, und das bedeutet in den ersten Monaten eine Tournee der Antrittsbesuche.

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