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Mit mehrsprachigen Postern und viel Aufwand suchte die Polizei nach Mohamed Januzi - vier Wochen lang.

© AFP PHOTO / ODD ANDERSEN

Entführter und getöteter Junge in Berlin: Der Fall Mohamed - eine Chronik

Am 1. Oktober verschwand er vom Lageso-Gelände, am 29. Oktober fand die Polizei seine Leiche. Vier Wochen lang hatte die Polizei nach dem vierjährigen Mohamed gesucht. Eine Chronik.

Vier Wochen nach dem Verschwinden Mohameds vom Lageso-Gelände hat die Polizei eine Kinderleiche in einem Kofferraum gefunden - vermutlich den Jungen. Damit nimmt die fast einen Monat andauernde Suche nach dem Jungen ein tragisches Ende. Eine Chronik der Ereignisse:

Donnerstag, 1. Oktober: Der vier Jahre alte Mohamed Januzi aus Bosnien-Herzegowina ist mit seiner Mutter und seinen beiden Geschwistern auf dem Lageso-Gelände; offenbar während seine Mutter in einem Beratungsgespräch ist, verschwindet er plötzlich. Bereitschaftspolizisten durchsuchen am Abend das weitläufige Lageso-Gelände.

Freitag, 2. Oktober: Auf Plakaten am Lageso-Gelände wird nach Mohamed gesucht.

Sonntag, 4. Oktober: Die Polizei leitet eine Öffentlichkeitsfahndung nach Mohamed ein. Später sagt ein Polizeisprecher, „Widersprüche“ in den ersten Aussagen der Mutter hätten anfangs die Fahndung verzögert. 

Montag, 5. Oktober: Die Polizei veröffentlicht ein Bild von Mohamed. Ein Zeuge meldet sich - er habe den Jungen am Donnerstag, also dem Tag des Verschwindens, in dem Park zwischen Rathenower und Lehrter Straße gesehen. 30 Polizisten durchsuchen daraufhin den Fritz-Schloß-Park in Moabit.

Mittwoch, 7. Oktober: Mit Spürhunden sucht die Polizei nach Mohamed, muss die Aktion aber am Abend ergebnislos abbrechen.

Sonnabend, 10. Oktober: Die Polizei veröffentlicht eine kurze Videosequenz aus einer Überwachungskamera, in der zu sehen ist, wie Mohamed am 1. Oktober gegen 14.40 Uhr an der Hand eines unbekannten Mannes das Lageso-Gelände verlässt. Später melden sich Zeugen, die den Mann schon im August und vor allem im September auf dem Lageso-Gelände gesehen haben wollen. Außerdem durchkämmen Beamte die Beusselstraße auf der Suche nach dem Jungen.

Sonntag, 11. Oktober: Bei ihrer Suche nach Mohamed konzentriert sich die Polizei auf Moabit und das Gebiet nördlich des Lageso-Geländes entlang der Turmstraße. Sie durchsucht Hinterhöfe, Keller, Dachboden, befragt Anwohner, Geschäftsleute und Cafébesitzer.

Polizisten hängen Plakate mit dem Bild des verschwundenen Jungen und seines mutmaßlichen Entführers auf.
Polizisten hängen Plakate mit dem Bild des verschwundenen Jungen und seines mutmaßlichen Entführers auf.

© Paul Zinken/dpa

Dienstag, 13. Oktober: Mehr als 150 Hinweise zum vermissten Jungen sind mittlerweile bei der Polizei eingegangen. Die richtet nun eine 50-köpfige Sonderkommission ein, die Mohamed finden soll. Die Mordkommission, die den Fall untersucht, leitet die Ermittlungen.

Mittwoch, 14. Oktober: Wieder durchsucht die Polizei Gebäude an Turmstraße, Zwinglistraße und Ottostraße. Einen Zeitungsbericht, dass der Junge von einem Kinderprostitutions-Ring verschleppt sein könnte, dementiert die Polizei-Pressesstelle.

Freitag, 16. Oktober: Inzwischen hat die Polizei 174 Hinweise erhalten, eine heiße Spur ist immer noch nicht dabei.

Polizisten gehen über das Gelände des Westhafens. Dort suchte die Polizei nach dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed, aber erfolglos.
Polizisten gehen über das Gelände des Westhafens. Dort suchte die Polizei nach dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed, aber erfolglos.

© Paul Zinken/dpa

Sonntag, 18. Oktober: In der Mittagszeit durchkämmen etwa 20 Polizisten das unübersichtliche Gelände am Westhafen. Auch wenn unter den inzwischen 206 Hinweisen keiner in diese Richtung wies, habe man sich trotzdem entschlossen, dort zu schauen: "Wir wollten einfach nichts unversucht lassen", so die Polizei.

Freitag, 23. Oktober: In der Flüchtlings-Notunterkunft auf dem Gelände der Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne Spandau verschwindet ebenfalls ein Junge. In seinem Fall geht die Polizei allerdings nicht von einem Verbrechen aus - offenbar hatte der Zwölfjährige mehrmals angedeutet, nach Norwegen weiter reisen zu wollen. Von Mohamed fehlt weiter jede Spur.

Dienstag, 27. Oktober: Ein neues Video des mutmaßlichen Entführers taucht auf. Die Videoaufnahmen sind schärfer als die bislang bekannten - sie stammten von einem Lokal. Allerdings verstieß die angebrachte Kamera wohl gegen das Datenschutzgesetz. Währenddessen setzt die Staatsanwaltschaft Berlin eine Belohnung von 10.000 Euro aus für Hinweise, die zur Überführung des Täters führen. Der Sprecher zeigt sich zuversichtlich, den Verdächtigen bald namentlich zu kennen. Zwei Privatpersonen loben zusätzlich jeweils 5.000 Euro aus, sodass sich eine Gesamtsumme von 20.000 Euro ergibt.

Mittwoch, 28. Oktober: Seit der Veröffentlichung des Videos gehen innerhalb eines Tages fast hundert Hinweise ein, darunter auch konkrete Hinweise auf Personen, die als Entführer des Jungen in Frage kommen.

Donnerstag, 29. Oktober: In einem Auto findet die Polizei die Leiche eines Jungen, bei dem es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Mohamed handelt. Am gleichen Tag nehmen die Beamten den 32-jährigen Halter des Wagens fest, der dringend verdächtigt wird, den Jungen entführt zu haben. Die entscheidenden Hinweise sollen aus dem familiären Umfeld des Verdächtigen gekommen sein.

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