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Berlin: Enthüllte Geheimnisse

Mehr als 60 000 Menschen drängten sich an Orten, die im Alltag verschlossen sind

Wo heute alte Industrieanlagen wieder einsam und verwaist sind, wurde gestern noch fleißig Schlange gestanden. In der Voltastraße 5, dem Zugang zum ersten U-Bahn- Tunnel Kontinental-Europas, warteten die Besucher geduldig eine halbe bis dreiviertel Stunde auf ihre Führungen. Die Veranstaltung des Vereins Berliner Unterwelten e.V. gehörte zu einem der Highlights des nun zum zehnten Mal veranstalteten „Tag des offenen Denkmals“.

Über 60 000 Besucher vergnügten sich von Freitag bis Sonntag als Denkmaltouristen. Sie konnten aus 260 Angeboten wählen – mehr als je zuvor. Glück hatten die Veranstalter im Gegensatz zum Vorjahr mit dem Wetter. Bei strahlendem Sonnenschein macht ein Spaziergang über den Dorotheenstädtischen Friedhof in Mitte oder durch die gründerzeitliche Villenkolonie Groß Lichterfelde in Steglitz-Zehlendorf gleich viel mehr Spaß als bei strömendem Regen und kalten Temperaturen. Besondere Publikumsmagneten in diesem Jahr waren das Haus Max Liebermanns am Wannsee (siehe unten stehender Bericht), in dem die Wiedereröffnung der Jahrzehnte lang nicht zugänglichen Sommerresidenz des Malers gefeiert wurde, und das ehemalige Straßenbahndepot in der Moabiter Wiebestraße. Lange hatte dieses leer gestanden, nun dient es als Lager für Oldtimer. Aber auch der Osthafen mit seinen zu Büros und Lofts umgebauten Speicherhäusern zählte zu den besonders beliebten Zielen der Denkmaltouristen.

Von den vielen Führungen waren laut Informationen des Landesdenkmalamts das Büropalais Eger in Kreuzberg und der exotische Schrotkugelturm in Lichtenberg besonders schnell ausgebucht. Aber auch beim Berliner Dom hatte man vier Tage vor Veranstaltungsbeginn keine Chance mehr, noch einen der begehrten Plätze bei einer der Führungen „von der Gruft bis zur Kuppel“ zu ergattern.

Ein besonderes Lob an die Veranstalter und Sponsoren, die den Tag des offenen Denkmals überhaupt möglich gemacht haben, kam von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder: „ Ich freue mich, dass es in Berlin so viel ehrenamtliche Initiativen und Vereine, aber auch Unternehmen und Privateigentümer gibt, die die Zeit und die Arbeit nicht scheuen, ihr Denkmal zu präsentieren“, sagte der SPD-Politiker.

Einige Veranstalter nutzten den Tag des offenen Denkmals auch, um für gefährdete Denkmale in den Überflutungsgebieten Geld zu sammeln. Im Schloss Britz konnten die Besucher beispielsweise für die zerstörten Parkanlagen von Weesenstein in Sachsen spenden. Mehr als 1000 Euro sind dort in den Sparschweinen gelandet. Viola Volland

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