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Dauerhaft temporär. Die Kleinstgärtner am östlichen Rand des Flugfeldes können aufatmen. Mit dem Umzug der Iga von Tempelhof nach Marzahn dürfte auch diese Zwischennutzung eine längere Schonfrist bekommen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Entscheidung des Senats: Tempelhof bleibt Volkspark

Der Umzug der Internationalen Gartenausstellung (IGA) nach Marzahn ist auf den Weg gebracht. Die Opposition fordert derweil, auf das Projekt zu verzichten.

Ein Dachgarten auf dem stillgelegten Flughafengebäude mit Aussichtsterrasse – das ist alles, was von der Internationalen Gartenausstellung 2017 in Tempelhof übrig bleibt. Die geplante Gartenschau öffnet stattdessen in den „Gärten der Welt“ in Marzahn. Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) bestätigte damit am Dienstag nach der Senatssitzung einen Tagesspiegel-Bericht.

„Die Berliner haben sich die Parkfläche Tempelhof für ihre Freizeit erobert“, so Müller. Dadurch hätten sich die Voraussetzungen verändert, unter denen Berlin sich um die Durchführung der Iga vor drei Jahren beworben hatte. Deshalb „denken wir die Iga 2017 neu“, so Müller. Der viele zusätzliche Verkehr, die umstrittene Umzäunung eines Teils der heute frei zugänglichen Tempelhofer Freifläche sowie „Nutzungskonkurrenzen“ der Iga mit anderen Vorhaben auf dem Areal hätten den Ausschlag gegeben.

Der Senat reagiert damit auch auf wiederholt erhobene Forderungen der Opposition im Abgeordnetenhaus sowie von Sozialdemokraten, die Iga 2017 ganz abzusagen. Der SPD-Landesvorsitzende Jan Stöß sagte auf Anfrage: „Es ist sehr zu begrüßen, wenn das Tempelhofer Feld kostenfreie Erholungsstätte für alle Berliner bleibt.“ Der neue Standort sei zu begrüßen, weil die Iga „Marzahn-Hellersdorf zugute“ komme. Grüne und Linke forderten erneut eine Absage der Iga.

Das lehnt Stadtentwicklungssenator Müller ab. Vorerst. Der Senat habe ihn aufgefordert, eine detaillierte Finanzierung vorzulegen. Erst dann falle die endgültige Entscheidung. Berlin habe aber bereits „Millionen für die Bewerbungsphase“ der Iga ausgegeben. Hinzu komme „eine Strafzahlung von einer Million Euro“ im Falle einer Absage. Zudem stünden in Marzahn Flächen bereit, die bestens für eine Iga geeignet seien.

Die skurrilen Pläne für das Flugfeld in Bildern

Der Chef der Deutschen Bundesgartenschau, Jochen Sandner, mit dem das Land den Vertrag zur Durchführung der IGA geschlossen hat, zeigte sich „erstaunt über den Paradigmenwechsel“. Er habe aber Verständnis dafür, dass der Senat auf den „Druck von Nutzern reagiert“. Er nannte bestehende Verträge mit der Modemesse Bread & Butter, andere Veranstaltungen sowie die Sportler, Flaneure und Besucher auf dem früheren Airport.

Sandner zufolge soll die neu konzipierte Iga-Marzahn das bestehende Budget nicht sprengen. Bisher sind für die Iga 50,5 Millionen Euro eingeplant, davon kommen 37 Millionen Euro von Eintrittsgeldern und anderen Erlösen. Das Land müsste die verbleibenden 13,5 Millionen Euro bezahlen. Bereits ausgegeben wurden rund vier Millionen Euro für die Vorbereitung der Gartenschau.

Das auf dem Dach des Airport-Gebäudes in Tempelhof geplante Café mit Garten soll eine Fläche von rund 3000 Quadratmetern haben. Um Konflikte mit anderen Veranstaltungen zu umgehen, soll es über eine temporäre Rolltreppe vom Columbiadamm erschlossen werden.

Die Grünen nennen die Iga „überflüssig“ und wollen sie streichen. „Die Kosten für das Prestigeprojekt explodieren schon jetzt“, so die stadtenwicklungspolitische Sprecherin Antje Kapek. Die bereit stehenden Mittel sollten in die Bezirke zur Unterhaltung der Grünflächen fließen. „Uneingeschränkt richtig“, nannte Katrin Lompscher, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, die Entscheidung gegen eine Iga auf dem Tempelhofer Feld. Dass der Senat nicht gleich ganz auf die Iga verzichtet, nennt Lompscher „halbherzig“. Die Linke hatte bereits bei den Haushaltsberatungen den Antrag gestellt, auf die Schau zu verzichten und den Schadensersatzforderungen zu entsprechen. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert, dass „die knappen Haushaltsmittel in die Pflege der Parks und Grünanlagen investiert werden“.

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