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Berlin: Entwarnung erst nach Mitternacht

Fliegerbombe in Lichtenberg entschärft. 15000 Menschen mussten für Stunden ihre Wohnungen verlassen

Kurz vor Mitternacht wurde es ernst: 15 000 Menschen waren in wenigen Stunden evakuiert worden, Straßen hatte man gesperrt, Bus- und Straßenbahnlinien unterbrochen und zuletzt noch eine Gashochdruckleitung abgedreht. Am Montagabend, Punkt 23.26 Uhr, entschied der Leiter der durch einen Bombenfund in der Friedrichsfelder Alfred-Kowalke-Straße ausgelösten Polizeiaktion, dass die Entschärfung beginnen könne.

Fünf Polizeifeuerwerker begannen damit, die amerikanische 250-Kilo-Fliegerbombe aus dem letzten Krieg unschädlich zu machen. Für das eingespielte Team ein Routinejob: Acht Minuten nach Mitternacht waren die beiden Zünder entfernt, kurz danach konnten die Bewohner der umliegenden Häuserblocks in ihre Wohnungen zurückgeführt werden, wie es im Polizeijargon heißt. Kurz vor 1 Uhr konnten auch die Verkehrssperrungen wieder aufgehoben werden.

Die Bombe war, wie berichtet, am Montagnachmittag bei Straßenbauarbeiten gefunden worden. Ein Bagger hatte den Blindgänger in zwei Metern Tiefe teilweise freigelegt. Seit 16 Uhr wurde das Gelände in einem Umkreis von 500 Metern geräumt. Rund 400 Polizisten waren dabei im Einsatz. Die Entscheidung für eine rasche Entschärfung war bereits am Montagnachmittag gefallen. Über den günstigsten Zeitpunkt entscheiden die Feuerwerker selbst, hieß es gestern bei der Polizei. An sich könne man davon ausgehen, dass ein Sprengkörper, der schon 60 Jahre in der Erde verborgen lag, auch weiterhin keine akute Gefahr darstelle. Sobald aber, wie im vorliegenden Fall, der Blindgänger bei der Entdeckung bewegt werde, sei Eile geboten. Man könne nie sagen, ob bei dem Zündmechanismus durch die unbeabsichtigte Erschütterung nicht etwas wieder in Bewegung geraten sei.

Allerdings kann man sich auch auf die Ungefährlichkeit eines unbehelligt in der Erde ruhenden Blindgängers nicht verlassen. Das wissen die Bewohner der kleinen Siedlung am Hasenhegerweg in Buckow am besten. Im Juli 1983 ging dort eine unter dem Asphalt der ruhigen Seitenstraße verborgene Fünf-Zentner-Bombe hoch. Steine und Asphaltbrocken wurden bis zu 500 Meter weit geschleudert, verletzt wurde niemand. Tragisch verlief die Explosion im September 1994 in der Pettenkofer Straße in Friedrichshain. Ein Bagger war auf eine Bombe gleicher Größe gestoßen, drei Bauarbeiter starben.

Noch zehn Jahre werde es dauern, bis Berlin von den Altlasten des Krieges befreit sei, hatte die Senatsbauverwaltung vor fünf Jahren vorausgesagt. Man schätzte, dass noch einige hundert Bomben und tausende Sprengkörper in der Erde verborgen seien. Wiederholt hat es spektakuläre Funde gegeben, so im August 2000, als im Plänterwald Reste einer russischen Bombe gesprengt wurden.

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