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Gut geschützt. Mit Spezialanzügen kamen Feuerwehrmänner ins Urban-Krankenhaus, um den möglicherweise mit Ebola infizierten Mann zur Charité zu bringen.

© Schroeder

Entwarnung nach Infektionsverdacht: Berlin im Ebola-Stress

Ein neuer Infektionsverdacht hat Berlin aufgeschreckt - doch er erwies sich als falsch. Der Patient hat Malaria, mittlerweile liegt auch das Ergebnis eines Ebola-Tests vor: Er ist negativ ausgefallen. Unterdessen nimmt die Zahl der an Masern Erkrankten stark zu. Die Behörden sind alarmiert.

Schnell und zielstrebig haben alle Beteiligten reagiert, bei Seuchenverdacht funktioniert die Alarmkette in der Stadt. Am Montag gegen 16 Uhr meldete sich ein 40-jähriger Mann mit Grippe- und Fiebersymptomen im Urban-Krankenhaus in Kreuzberg. Die diensthabenden Ärzte konnten Ebola nicht ausschließen, weltweit haben sich immerhin bald 22 000 Menschen mit dem Virus infiziert. Der Mann wurde vor Ort isoliert, einzelne Stationsräume gesperrt, die die Rettungsstelle - so sieht es der Seuchenplan des Landes vor - informierte den Amtsarzt des Bezirkes.

Doch auch der Amtsarzt konnte eine Ebola-Infektion nicht ausschließen. Der Seuchenplan schreibt in diesem Fall vor, den potenziell Hochinfektiösen in einem Spezialwagen in die Sonderisolierstation der Charité in Wedding zu bringen. Dort kam der Mann schon gegen 18 Uhr an. Und nur eine Stunde später hieß es von Spezialisten der Universitätsklinik, dass der Mann wohl an Malaria erkrankt sei. Wenig später informierte die Charité darüber, dass ein positiver Malaria-Schnelltest die Annahme unterstütze.

In Berlin ist es bereits der fünfte Verdachtsfall

Zum zweifelsfreien Ausschluss von Ebola wurde noch eine Blutanalyse durchgeführt. Das Ergebnis liegt mittlerweile vor: Am Dienstagmorgen sagte eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung, das Testergebnis sei negativ. Der Patient leidet also nicht an Ebola. In Berlin ist der Fall vom Montag bereits der fünfte Verdachtsfall, keiner davon hat sich als Ebola-Infektion bestätigt. Für ein formales Endergebnis müssen Proben in ein Labor, einen einfachen Schnelltest gibt es bei Ebola-Verdacht nicht. Wenn es sich bei potenziell Betroffenen noch keine Symptome zeigen - etwa Starkfieber - lässt sich Ebola sogar erst dann ausschließen, wenn die Inkubationszeit von 21 Tagen abgewartet wird.

Der Patient vom Montag war am 24. Januar von einem vierwöchigen Aufenthalt in dem von Ebola betroffenen westafrikanischen Guinea in seine Berliner Wohnung zurückgekehrt. Er soll sich überwiegend in Conakry, der Hauptstadt Guineas aufgehalten haben, teilte der Sprecher des Bezirksamtes mit. Mit wem er seit seiner Ankunft in Berlin nun Kontakt hatte, versucht das Gesundheitsamt des Bezirks herauszufinden: Man stelle eine Liste zusammen, hieß es, und werde die Betroffenen zu Untersuchungen einbestellen.

In der Stadt sind 375 Masernkranke registriert

Unabhängig von dem Verdacht auf Ebola dürfte Berlin bald eine andere, ebenfalls ansteckende Krankheit beschäftigen: Masern. Im Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) ist man alarmiert. Die Behörde steht derzeit sowieso unter hohem Druck, sie ist neben Infektionen, Kliniken und Heimen auch für die Versorgung von Flüchtlingen zuständig. Nachdem mit 68 Infektionen schon die dritte Januarwoche als die Woche mit den meisten neuen Fällen galt, steht nun fest: Die 82 Masern-Betroffenen, die in der vierten Januarwoche registriert wurden, sind „erneut die höchste Zahl pro Meldewoche seit Inkraftreten des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001”, heißt es in einem Lageso-Bericht.

Derzeit sind insgesamt 375 Masernkranke in der Stadt registriert. Wie berichtet, hatte es 2014 insgesamt 133 Masernfälle gegeben, im ganzen Jahr 2013 waren es 492. Die Mehrzahl der Berliner ist Schätzungen zufolge gegen Masern geimpft. Ärzte verwiesen jedoch kürzlich darauf, dass es besonders viele Masernfälle in Flüchtlingsunterkünften gegeben hatte, was damit zusammenhängen dürfte, dass viele Flüchtlinge in ihren Heimatländern nicht geimpft wurden. Das Lageso hatte im November die Belegung einzelner Häuser vorübergehend stoppen lassen.

Noch im Januar waren meisten der Masernbetroffenen in Berlin tatsächlich Asylbewerber. Eindringlich rät die Impfkommission des zuständigen Robert-Koch-Instituts zur Masern-Impfung, die von den Krankenkassen bezahlt wird. Eine Impfpflicht, wie sie viele Mediziner fordern, gilt als politisch nicht durchsetzbar. Der Senat prüft, ob er im Lageso eine zentrale Impfstelle für Berlin eingerichten soll. Dort könnten dann Flüchtlinge aus allen Bezirken geimpft werden.

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