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Berlin: Epileptiker ertrank im Pflegeheim

Betreuerin soll ihn in der Badewanne allein gelassen haben. Staatsanwälte ermitteln

Weil ein 24-jähriger behinderter Mann in einem Berliner Pflegeheim tödlich verunglückte, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft. Dies bestätigte der Justiz-Sprecher Michael Grunwald dem Tagesspiegel. Es sei eine Obduktion des Verstorbenen angeordnet worden.

Das Unglück geschah am 9. Juni, kurz vor 21 Uhr. Der 24-jährige Bewohner des Pflegeheimes „Kaspar Hauser Therapeutikum“ in Pankow wurde von einer Pflegerin gebadet. Der Mann litt unter schweren, in kurzen Abständen wiederkehrenden epileptischen Anfällen. Die Pflegerin soll sich während des Bades entfernt haben – mit der Begründung, ihr sei übel. In dieser Zeit bekam der Mann in der Wanne plötzlich einen Anfall. Durch den Krampf soll er zu lange unter Wasser geraten und fast erstickt sein. Zwar gelang es, den Mann wiederzubeleben – doch zwei Tage später starb er in einer Berliner Klinik. Seine Eltern haben jetzt Anzeige gegen das Heim erstattet.

Michael Meyer, Leiter der Berliner Heimaufsicht, sagte, nach dem Unglück seien von dem Betreiber der Einrichtung Unterlagen angefordert worden. Es soll geprüft werden, ob dort ausreichend qualifiziertes Pflegepersonal zur Verfügung steht. Dass die Pflegerin, die dem Kranken beim Bad helfen sollte, zum Unfallzeitpunkt nicht anwesend gewesen sei, sei grob fahrlässig, sagte Meyer.

Helmut Trebesius, Geschäftsführer des Heims, bestätigte, dass der Verstorbene ein Anfallsleiden gehabt habe. „In solchen Fällen gilt generell, dass der Betroffene beaufsichtigt werden muss.“ Wegen der laufenden Ermittlungen könne er aber keine weiteren Angaben machen. Als Konsequenz habe er alle Mitarbeiter angewiesen, die Frage der Sicherheit bei der Betreuung noch ernster zu nehmen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Staatsanwaltschaft gegen dieses Heim ermittelt – wegen des Verdachts des Betruges und der Falschabrechnung. So soll nicht genügend Personal für die rund 100 körperlich oder geistig behinderten Bewohner vorhanden gewesen sein. Wegen der Vorwürfe übernahm im vergangenen September eine neue Geschäftsführung die Leitung des Hauses. Mit diesem Wechsel habe sich die Situation in dem Heim wesentlich verbessert, sagte Michael Meyer von der Heimaufsicht.

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