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Berlin: "Er war eine Stimme Berlins"

Die Hauptstadt trauert um Harald Juhnke. Reaktionen auf den Tod des Schauspielers.

Berlin (01.04.2005, 15:07 Uhr) - Er war der «Sinatra von der Spree» und eines der letzten Berliner Originale: Die Hauptstadt trauert um Harald Juhnke. «Er war eine Stimme Berlins, die nicht verstummen wird», sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Parlamentspräsident Walter Momper nennt Juhnke einen «begnadeten Volksschauspieler». «Berlin hat ihn geliebt und wird ihn nicht vergessen». Tatsächlich war Juhnke nach dem Tod von Hildegard Knef, Günther Pfitzmann und Brigitte Mira einer der letzten großen Berliner Schauspieler.

Er gehörte zu Berlin fast wie Kudamm und Currywurst. Wie kaum ein anderer spielte Juhnke sich über Jahrzehnte hinweg in die Herzen der Berliner, für die er stets ein Teil der Stadt war. «Er war einer von uns, ein Berliner mit Leib und Seele, der wie kein anderer auch außerhalb der Grenzen Berlins für unsere Stadt gestanden hat», sagt Wowereit. «Berlin verneigt sich vor einem seiner großen Söhne.»

Viele Berliner Fans sind bestürzt über Juhnkes Tod. «Wieder ein Ur-Berliner weniger. Die sterben langsam aus», sagt die Restaurant- Inhaberin Ilona Böker (54). «Harald Juhnke war ein toller Typ, ein klasse Entertainer und ein Berliner Original.» Jürgen Weber (35), Souvenirverkäufer am Bahnhof Zoo, spricht von einem «Schlag vor allem für die älteren Berliner».

Auch die Berlinerin Ingrid Gottmannshausen reagiert bestürzt auf Juhnkes Tod und bekennt sich zugleich als großer Fan. «Ich habe ihn als eleganten, vielseitigen Schauspieler mit schwarzen Lackschuhen in Erinnerung», sagt die 68-Jährige. Sie habe alle Filme mit Juhnke gesehen und auch die «Hauptmann von Köpenick»-Inszenierung am Berliner Maxim Gorki Theater, wo Juhnke 1997 in der Rolle des Titelhelden Erfolge feierte.

Der damalige Intendant des Gorki Theaters und heutige Leiter des Deutschen Theaters, Bernd Wilms, nennt Harald Juhnke einen «wunderbaren Schauspieler». «Ich glaube, dass er immer ein großes Kind gewesen ist, ein bisschen Peter-Pan-haft, wie einer, der nicht erwachsen werden kann und nicht erwachsen werden will», sagt Wilms. «Er hat seinen Rollen zugleich eine wunderbare Leichtigkeit und eine Tiefe gegeben.» Dies könnten nur wenige Darsteller. «Berlin verliert einen wirklich wichtigen Schauspieler. Ich möchte die Erfahrung, die wir gemeinsam gemacht haben, nicht missen.»

Martin Woelffer, Direktor der Kudamm-Bühnen, wo der Schauspieler in den 50er Jahren seine Bühnenkarriere begonnen hatte, sagt, mit Juhnke habe Deutschland einen großen Volksschauspieler verloren. Und der Intendant des Berliner Ensembles, Claus Peymann, nennt Harald Juhnke schlicht einen «großen Berliner Clown, Komiker, grandiosen Entertainer und Anarchisten». Nachdem Bernhard Minetti, Marianne Hoppe und Brigitte Mira die Bühne verlassen hätten, sei mit dem Tod Juhnkes das alte West-Berlin fast ganz verschwunden, so Peymann. «Konsequenterweise starb er am 1. April - und das ist diesmal keiner seiner Witze.» (Von Christoph Trost und Sarah Elsing, dpa)

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