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Berlin: Erdogan ruft Berliner Türken auf, deutsche Staatsbürger zu werden Ministerpräsident lud seine Landsleute zum Gespräch

Für seine türkischen Landsleute in Deutschland hatte Ministerpräsident Recept Tayyip Erdogan eine klare Botschaft. Er riet ihnen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, weil dies die Integration in die Gesellschaft ihrer Wahlheimat fördere.

Für seine türkischen Landsleute in Deutschland hatte Ministerpräsident Recept Tayyip Erdogan eine klare Botschaft. Er riet ihnen, die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen, weil dies die Integration in die Gesellschaft ihrer Wahlheimat fördere. „Integration ist ja nicht Assimilation“, beruhigte er die Skeptiker unter den Gästen, die am Dienstag seiner Einladung in das „Türkische Haus“ der türkischen Botschaft an der Urania gefolgt waren.

Die Erwartungen unter den Vertretern türkischer Vereine und Organisationen, die sich zum ersten Mal mit einem türkischen Ministerpräsident trafen, waren hoch. „Dass so etwas überhaupt stattgefunden hat, finde ich gut“, sagte der Reiseunternehmer Bahattin Kaya, der als Vertreter der liberalen Türkisch-Deutschen Unternehmervereinigung Berlin-Brandenburg kam. Und Erdogans Aussage, dass Integration nicht gleichbedeutend mit Assimilation sein müsse, ist für Kaya auch nichts Neues: „Menschen, die beide Kulturen in sich vereinen, arbeiten erfolgreicher“, behauptet er. Am Ende sei für ihn aber „kein effektives Ergebnis dabei heraus gekommen“. Kein Wunder. Er hat bereits die deutsche Staatsbürgerschaft.

Vertreter von 51 türkischen Organisationen aus ganz Deutschland waren der Einladung gefolgt. Die Statements der einzelnen Vorstandsvorsitzenden und Generalsekretäre liefen nach altbekanntem Schema ab. Beklagt wurde zum Beispiel, dass die doppelte Staatsbürgerschaft nicht möglich ist und dass es zu wenig muttersprachlichen Unterricht an deutschen Schulen gibt. Auch ihre Probleme mit bulgarischen Polizisten und Grenzbeamten bei der Durchreise in die Türkei brachten die Gäste zur Sprache.

Reiseunternehmer Bahattin Kaya interessierte vor allem, wie die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Türkei verbessert werden können. Aber das Treffen sei so gelaufen, wie ein Treffen zwischen einer Person mit knapp 60 Menschen eben ablaufen könne. Es sei bei einzelnen Aussagen der Vereine geblieben, ohne dass die Probleme konkret besprochen werden konnten.

Im Berliner Abgeordnetenhaus wurde das Treffen jedoch einhellig positiv gewertet. „Insgesamt finde ich es gut, wenn sich Ministerpräsident Erdogan hier mit den Mitgliedern der türkischen Gemeinde trifft“, sagte der migrationspolitische Sprecher der SDP-Fraktion, Thomas Kleinadam. Er erwarte allerdings keine Integrationsleistungen von ihm: „Das ist unsere Aufgabe.“

Der CDU-Abgeordnete Kurt Wansner begrüßte dagegen Botschaften von Recep Tayyip Erdogan, die die Integration der Türken in Berlin fördern könnten. „Es ist nicht zu übersehen, dass die Distanz zwischen Deutschen und Türken in Berlin größer geworden ist“, sagte er. „Solche Gesprächskontakte in die Türkei sind wichtig“, erklärte auch Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann. Der PDS-Abgeordnete Giyasettin Gayan ging sogar soweit zu sagen, dass das Treffen sehr wichtig ist. „Die Menschen konnten ihre Probleme zur Sprache bringen“, sagte er. Während Volker Ratzmann die Einladung von Vertretern der umstrittenen Organisation Milli Görüs kritisierte, sagte Giyasettin Sayan, ihre Anwesenheit sei wichtig gewesen (siehe Beitrag unten).

Suzan Gülfirat

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