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Berlin: Erfolg für Ermittler: Deutlich weniger Einbrüche in Villen In Berlin konnte die Zahl der Taten fast halbiert werden, seit Polizisten beider Länder zusammenarbeiten

Falkensee/Berlin. Es gibt nicht viele Bereiche, in denen die Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg gut funktioniert.

Falkensee/Berlin. Es gibt nicht viele Bereiche, in denen die Zusammenarbeit von Berlin und Brandenburg gut funktioniert. Die Ausnahme heißt „Banjug“ und ist eine gemeisame Ermittlungsgruppe der Polizeien beider Länder – die einzige. Sie spürt Einbrecherbanden nach, die Villen in den Berliner Außenbezirken oder dem Brandenburger Umland ausräumen. Und sie teilte am gesterigen Donnerstag einen Erfolg mit: Die Zahl der Einbrüche in Berliner Einfamilienhäuser halbierte sich fast in den zwei Jahren seit der Gründung von „Banjug“; im Umland gab es einen Rückgang um immerhin 18 Prozent.

Banjug steht für „jugoslawische Banden“, denn diese sind für den größten Teil – bis zu 90 Prozent, heißt es bei der Polizei – der Einbrüche verantwortlich. Räumten die Diebe Ende der 90er Jahre pro Jahr noch rund 2600 Berliner Villen leer, ist diese Zahl heute auf 1400 gesunken. Im Umland wurden früher etwa 1400 Einbrüche angezeigt, zuletzt waren es nur noch 1150.

Vor der Einrichtung von Banjug konnten die Berliner nur in Berlin ermitteln, die Brandenburger nur bei sich. Brach eine bestimmte Bande am Montag in Zehlendorf und am Dienstag in Kleinmachnow ein, erfuhren die Ermittler das nicht – Informationsaustausch über die Landesgrenze gab es nicht. Zusammenhänge und Serien von Einbrüchen der offensichtlich gleichen Täter werden erst seit zwei Jahren erkannt – bei Polizei und Politik gilt „Banjug“ deshalb als Modell für weitere gemeinsame Ermittlungsgruppen oder Kommissariate. So hatten Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) vor einem Jahr die enge Kooperation beider Polizeien gelobt.

Zumindest das Brandenburger Kabinett kennt die Arbeit der Kriminellen aus eigener Anschauung. Denn vor einem knappen Jahr räumten Einbrecher die Villa des Bildungsministers Steffen Reiche in Bergholz-Rehbrücke bei Potsdam leer. Für die Polizei war damals schnell klar: Auch diese Täter waren Jugoslawen, ein Fall für „Banjug“ also. Sieben Ermittler aus beiden Ländern spüren derzeit den Ganoven nach, ihr Büro haben sie beim Berliner Landeskriminalamt im Bezirk Tempelhof.

Neben dem Aufbrechen von Häusern sind die Banden im Drogenhandel und der gewerbsmäßigen Hehlerei tätig. Die Erfolgsbilanz der Ermittler: Bis heute wurden fast 300 Verfahren bearbeitet. 47 Einbrüche in Berlin und 55 in Brandenburg konnte „Banjug“ bestimmten Tätern nachweisen. Außerdem wurde bei mehreren Hehlern umfangreiches Diebesgut sichergestellt. Bisher sprachen die Gerichte gegen 17 Personen Haftstrafen von zusammen mehr als 40 Jahren aus. Weitere Prozesse stehen noch aus.

Und die Polizei warnt: Die beste Zeit für Kriminelle kommt jetzt. In der dunklen Jahreszeit steige die Zahl der Einbrüche regelmäßig an. Derzeit ist, wie berichtet, Falkensee im Landkreis Havelland das Lieblingsziel der Einbrecher. Bis Ende September wurden dort in diesem Jahr 134 Einfamilienhäuser aufgebrochen. Aus Sicht der Kriminellen hat Falkensee Vorteile: Große Grundstücke mit dichten Hecken und Zäunen bieten Sichtschutz.

Tipp der Kripo sind deshalb „die drei großen L“: Licht, Lärm und Leute haben die größte abschreckende Wirkung. Die polizeilichen Beratungsstellen arbeiten noch getrennt: Berliner können sich unter 4664-34666 informieren und einen kostenlosen Hausbesuch mit einem Experten vereinbaren. In Brandenburg gibt es Informationen bei der Polizei in Oranienburg, Potsdam, Eberswalde und Frankfurt (Oder).

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