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Eichenprozessionsspinner unter sich. Mit solch einem Gewusel ist nun erstmal Schluss in Potsdam und Umland. Die Population könnte sich aber wieder stark vermehren.

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Erfolg gegen Eichenprozessionsspinner: Brandenburg fast spinnerfrei

Das große Krabbeln ist vorerst eingedämmt, Spaziergänge durch Potsdam und durchs Umland sind wieder fast spinnerfrei möglich. Der Eichenprozessionsspinner wurde 2013 großflächig bekämpft – mit Erfolg, wie sich nun zeigt.

Sie kriechen nicht mehr die Baumstämme entlang und reizen mit ihren giftigen Haaren weder Mensch noch Tier. Im Potsdamer Umland und auch in Potsdam kann man in diesem Jahr wieder entspannter durch die Natur streifen: Der Eichenprozessionsspinner ist im vorigen Frühjahr erfolgreich bekämpft worden, das zeigen aktuelle Analysen der Forstverwaltung. Hubschraubereinsätze, wie im vorigen Jahr in Schwielowsee und Potsdam, werden kaum noch nötig sein.

„Wir haben 80 bis 90 Prozent bekämpfen können“, sagt Michael Kopka, der für den Landesbetrieb Forst die Bekämpfung leitet. „Unsere Ergebnisse decken sich mit der Umfrage bei den Ärzten.“ Waren es Ende 2012 noch 1.854 Patienten, so schrumpfte die Zahl im Folgejahr auf 489. In diesem Jahr müssen in der Potsdamer Oberförsterei rund 48 Hektar Waldfläche bekämpft werden.

Im Vorjahr waren es rund 2.000. Besonders in Schwielowsee, einem Schwerpunkt des Befalls, muss nochmals geflogen werden. Laut Förster Alexander Böttiger seien bisher Flüge über den Wald nahe der Autobahnanschlussstelle Ferch, hinter dem Bahnhof Lienewitz, aber auch in Leest bei Werder (Havel) und in Fahrland vorgesehen. Wann geflogen wird, ist noch unklar.

Gift im Anflug. Gegen den Spinner waren 2013 Hubschrauber im Einsatz.
Gift im Anflug. Gegen den Spinner waren 2013 Hubschrauber im Einsatz.

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Seit anderthalb Jahren gibt es eine Task Force unter Leitung des Landwirtschaftsministeriums. Erst im Februar oder März kann abgeschätzt werden, wie viel gemacht werden muss. Dafür wurden in den vergangenen Wochen die laubfreien Baumkronen der Eichen von den Förstern untersucht. Hat der Eichenprozessionsspinner überlebt, legt der Falter im Winter seine Eier ab. Von den Bäumen, an denen Eier entdeckt werden, schneiden die Förster Zweige ab und schicken sie ins Labor.

Nur wenig natürliche Feinde in Potsdam und Umgebung

„Es ist nicht einfach, die Eier zu entdecken“, sagt die Waldschutzexpertin Katrin Möller vom Forstkompetenzzentrum Eberswalde. Die Schmetterlinge verfilzen ihre Eier, um ihren Nachwuchs zu tarnen. Die Waldschutzexpertin analysiert dann im Labor, wie viele der Raupen schlüpfen. Ergebnis: Die Raupen entwickeln sich nach wie vor prächtig in den unbehandelten Bäumen.

Auch wenn in diesem Jahr Potsdam und Umgebung verschont bleibt, gibt Michael Kopka vom Landesbetrieb Forst keine Entwarnung: Die zehn bis zwanzig Prozent, die im vergangenen Jahr nicht besprüht wurden, entwickelten sich gut. Bei der hohen Schlüpfrate der Raupen bedeute das, dass sich alle drei bis vier Jahre die Population wieder extrem vermehren könnte.

Auch Feinde müssen sich ausbreiten dürfen

„Wir behandeln auch nicht prophylaktisch, sonst bildet die Raupe Resistenzen“, sagt Kopka. Erschwerend komme hinzu, dass die Nachtfalter in der Region fast keine natürlichen Feinde habe. Schlupfwespen, Fledermäuse oder der Kuckuck könnten das haarige Insekt vernichten.

Waldschutzexpertin Möller sagt: „Unser Ökosystem muss den Feinden auch die Chance geben, sich auszubreiten, sonst werden die Raupen nie auf natürliche Weise gefressen.“

Eva Schmid

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