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Berlin: Erfolg mit Trude

AUFTRITT DER WOCHE Anfangs hatte Nicola Rost nur zum Spaß Stücke am Rechner gebastelt Nach erstem Zuspruch gründete sie die Band Laing, die mit „Morgens immer müde“ den ersten Hit hatte

Eitelkeit kann man den vier Bandmitgliedern von Laing nicht vorwerfen. Im Video zu ihrem Hit „Morgens immer müde“ sieht man sie ungeschminkt, mit zerzausten Haaren und verquollenen Augen. Dazu singt Frontfrau Nicola Rost auf einem monotonen Elektro-Beat: „Wenn der Wecker morgens rasselt / Und der Tag nimmt seinen Lauf / Ist die Stimmung mir vermasselt / Denn ich steh’ so ungern auf.“ Mit den Zeilen scheint die 26-Jährige vielen Menschen aus der Seele zu sprechen. Kein Wunder also, dass das Stück seit Monaten im Radio läuft.

Am Sonnabend spielen Laing zum Abschluss des 125-jährigen Ku’damm-Jubiläums am Breitscheidplatz. Nicola Rost, Gründerin und kreativer Kopf von Laing, freut sich schon auf die Show. Insbesondere weil sie nicht weiß, worauf sie und ihre Kolleginnen sich gefasst machen müssen. Wie wird das Publikum, das vielleicht hauptsächlich wegen der langen Shoppingnacht unterwegs ist, reagieren? „Ich mag das, weil der Überraschungseffekt viel größer ist“, sagt Rost gut eine Woche vor dem Auftritt am Telefon. Dennoch quält sie seit Tagen eine wichtige Frage: Wird sie für den Auftritt unter freiem Himmel vier gleiche Daunenjacken finden? Die Bühnenoutfits der Band sind schließlich immer aufeinander abgestimmt, das ist Teil des Konzepts, und daran soll sich auch bei niedrigen Temperaturen nichts ändern.

Im Mai dieses Jahres haben Laing ihre erste EP veröffentlicht. Ohne Plattenfirma, ohne viel Werbung. Das Werk trägt den Titel „030/57707886“, wer die Nummer wählt, bekommt eine Anrufbeantworteransage zu hören. Natürlich enthält die Platte auch „Morgens immer müde“. Im Original ist das Stück 51 Jahre alt und stammt von Trude Herr, die mit „Ich will keine Schokolade“ ihren größten Hit hatte. Nicola Rost wurde auf das Lied beim Surfen im Internet aufmerksam. Sie sei sofort begeistert gewesen, erzählt sie. „Die Frau ist damals total aus dem Rahmen gefallen.“ Schon beim ersten Hören habe sie bemerkt, wie zeitlos die Zeilen sind. „Dieses Lied ist so cool, weil es heute noch komplett anwendbar ist. Unterm Strich steht: Gefeiert haben die Leute schon immer, wenn auch früher vielleicht nicht drei Tage am Stück.“

Vor sechs Jahren fing Nicola Rost an, an ihrem Rechner daheim in Prenzlauer Berg erste Stücke zu basteln. Anfangs ohne jegliches Kalkül. „Ich hatte nie den Plan, Musikerin zu werden“, sagt sie. Doch weil die Reaktionen von Freunden so ermutigend waren, tat sie sich mit zwei Sängerinnen und einer Tänzerin zusammen: Zur Gruppe gehören seither Susanna Berivan, Johanna Marshall und Marisa Akeny. In ihrem Job als Tagesmutter pausiert Nicola Rost derzeit, zuletzt blieb ihr dafür kaum noch Zeit. Auftritte, Interviews – und dann ist da auch noch die neue Platte, an der sie gerade arbeitet. Nächstes Jahr soll sie erscheinen, die ersten Stücke sind schon fertig. „Mir brennt es schrecklich unter den Nägeln, neue Songs in die Welt zu schicken“, sagt sie. Die ersten Plattenfirmen bekunden bereits Interesse. Aber Laing, die nach dem Mädchennamen von Rosts Mutter benannt sind, wollen sich vorerst alle Optionen offen halten.

Ursprünglich stammt Nicola Rost aus Mannheim, vor 15 Jahren zog ihre Familie nach Reinickendorf. Dort ging sie auch zur Schule, gemeinsam mit K.I.Z.-Rapper Nico Seyfrid. Zu ihm hat sie bis heute Kontakt. Und als sie hörte, dass ihr ehemaliger Mitschüler im März dieses Jahres mit seiner Truppe anlässlich des Weltfrauentags ein Konzert nur für weibliches Publikum geben würde, meldete sie sich bei ihm: Sie wollte unbedingt im Vorprogramm auftreten. Seyfrid war von der Idee begeistert, gab jedoch zu bedenken, dass bislang jede Vorband ausgebuht wurde. Doch Nicola Rost und ihre Mitstreiterinnen ließen sich nicht abschrecken und traten im Lido vor 400 Frauen auf. Am Ende jubelte die Menge und schrie „Ausziehen! Ausziehen!“. Rost war gerührt von so viel Zuspruch. „Aber ich habe mich Gott sei dank am Riemen gerissen“, sagt sie lachend.

Laing, Sonnabend, 21 Uhr, Breitscheidplatz, Eintritt frei

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