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Berlin: Erhard Krack ist tot: Von der SED sagte er sich in der Wende los

Manchmal sah man ihn in den letzten Jahren bei Diskussionen in Walter Mompers "Politischem Salon", still, aufmerksam und etwas melancholisch. "Er war ein biederer Mensch, die Sache mit der Wahlfälschung traf ihn tief", sagt Momper, der öfter ein Schwätzchen mit ihm hielt.

Manchmal sah man ihn in den letzten Jahren bei Diskussionen in Walter Mompers "Politischem Salon", still, aufmerksam und etwas melancholisch. "Er war ein biederer Mensch, die Sache mit der Wahlfälschung traf ihn tief", sagt Momper, der öfter ein Schwätzchen mit ihm hielt. Am Montag starb Erhard Krack, wie in einem Teil unserer gestrigen Ausgabe berichtet, überraschend im Klinikum Rudolf Virchow an einem Herzinfarkt. Am 9. Januar wäre er 70 geworden. Krack war 16 Jahre Oberbürgermeister von Ost-Berlin.

Für ein paar kurze Monate nach dem Mauerfall stand er im Scheinwerferlicht und genoss es. Mit dem Regierenden Bürgermeister Momper eröffnete er die Weihnachtsmärkte am Alex und an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Zusammen mit Bundesgrößen öffneten beide das Brandenburger Tor am 22. Dezember 1989. Krack begrüßte die Ost-West-Annäherung Berlins und die Runden Tische im Osten. Doch am 23. Februar 1990 trat er mit dem Eingeständnis zurück, die Wahlfälschung bei der Kommunalwahl im Mai 1989 sei "durch nichts zu rechtfertigen und auf das höchste verwerflich". 1993 wurde er dafür zu einer zehnmonatigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Das schlug ihm gesundheitlich auf die Nieren.

Erhard Krack stammte aus Danzig, lebte nach dem Krieg in Stralsund, studierte in Rostock Wirtschaftswissenschaft, brachte es zum DDR-Minister für bezirksgeleitete und Lebensmittelindustrie, wurde 1974 Oberbürgermeister in Ost-Berlin und saß seit 1981 im ZK der SED. Die Entstehung der Neubaugebiete Marzahn, Hohenschönhausen und Hellersdorf fielen wie die 750-Jahrfeier der Stadt 1987 in seine kommunale Verantwortung. Darauf war er damals stolz.

Nach der Entzauberung des SED-Regimes bedauerte Krack, dass die DDR nie eine kommunale Annäherung zwischen Ost- und West-Berlin zugelassen hatte. Manfred Stolpe vermittelte 1987 eine Begegnung mit dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen in der Gethsemanekirche. Sie fiel flüchtig und distanziert aus. Zwei Jahre später, als Momper regierte, wurde das anders. Erstmals spielten die Philharmoniker im Mai 1989 im Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. Dabei lernten sich Momper und Krack kennen. Seit Oktober wurden die vertraulichen Kontakte enger, vorbei am Politbüro. "Er erkannte schnell die Zeichen der Zeit", sagt Momper. Von der SED sagte sich Krack in der Wende-Zeit los. Fortan war er parteilos.

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