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Ob die Assoziation zwischen Autodieben und Bibern wohl daher kommt, dass Autofahrer für die Tiere vom Gas gehen sollen?

© Rainer Jensen/dpa (Archiv)

Ermittlungsgruppen in Berlin: Operation "Biber": Die Polizei und ihre merkwürdigen Geheimnamen

Eine kleine Anfrage der Piratenpartei ergab: Ermittlungsgruppen der Berliner Polizei haben absonderliche Namen. Unser Kolumnist wundert sich.

Überflüssiges Wissen - aber irgendwie lustig. An diesem Prinzip orientieren sich die Berliner Piraten häufig, wenn sie tun, was eine im Grunde abgemeldete Fraktion eben so tut: Den Senat mit kleinen Anfragen nerven. So hat der Abgeordnete Christopher Lauer Ende Februar mal wissen wollen, welche Ermittlungsgruppen es bei der Polizei gegenwärtig gibt, was sie so machen, und wie viele Polizisten zu ihnen gehören, solche Sachen eben.Ermittlungsgruppen sind so etwas wie kleine Sonderkommissionen, sie werden nicht zur Aufklärung von Ladendiebstählen eingerichtet, außer, es sind viele, und sie wirken irgendwie organisiert.

Und das Beste an ihnen sind die Namen. Man muss sich das wohl so vorstellen, dass der zuständige Kriminaldirektor seinen Leuten eine Weile zuhört; dann sagt dann einer beispielsweise, „die Typen sind wie die Biber, erst sieht man gar nichts, dann bricht das ganze Auto zusammen!“, und der Kriminaldirektor gibt der Ermittlungsgruppe gegen polnische Autodiebe den Namen „Biber“. Oder „Westwind“ – das sind die litauischen Täter, die natürlich ein bisschen mehr Rückenwind brauchen, um die Heimat unverhaftet zu erreichen.

Allerdings sind solche farbigen, zu vielerlei Assoziationen reizenden Namen doch eher die Ausnahme. „Wilde Sonne“ wäre da noch – Betrug mit ausgemusterten Solarien? Nein, es geht um Immobilien, „bei denen der Verdacht des Erwerbs unter Verwendung von inkriminierten Geldern besteht“. Ah, klar: Geldwäsche an der Sonnenallee. Oder auch nicht.

Die anderen gegenwärtig aktiven Ermittlungsgruppen wurden dagegen von Bürokraten benannt. „Sondersachbearbeitung links“ befasst sich mit versuchtem Mord und Landfriedensbruch bei offenbar linksradikalen Tätern – aber das kann natürlich eine Finte sein. Die „EG Latakia“ ermittelt in Sachen schwerer staatsgefährdender Gewalttaten mit Syrienbezug, na, das kann man sich denken, und die Gruppen mit den einfachen Namen „Nord“ und „Süd-Ost“ ermitteln eben dort, was es mit politisch gefärbten Straftatenserien auf sich hat. Besonders kurz und bündig: Die EG „JVA“ arbeitet an einem Fluchtfall der JVA Moabit.

Abschließend will Lauer auch noch wissen, ob das alles denn auch erfolgreich sei, und Staatssekretär Krömer antwortet mit einem entschiedenen „och, ja“: Die Ergebnisse, schreibt er, „unterstreichen somit den besonderen Einsatzwert dieser polizeilichen Herangehensweise“. Offen bleibt nun allerdings, was die Piraten mit diesem Rechercheergebnis machen. Abheften? Vielleicht richten sie ja selbst auch eine Ermittlungsgruppe ein.

Die Antwort auf die kleine Anfrage finden Sie unter diesem Link als PDF-Datei.

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