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Berlin: Erneut Raubüberfall im Tiergarten

Tatort ist Treffpunkt in der Schwulenszene

Erneut ist ein Mann auf einem Verbindungsweg im Tiergarten zusammengeschlagen und ausgeraubt worden. Erst am Sonntagabend hatte es in der Gegend einen Überfall gegeben. Das Gebiet ist als Treffpunkt für Homosexuelle bekannt.

Dieses Mal war es ein 33-jähriger Tourist aus Stendal, der am Mittwoch den kleinen Verbindungsweg zwischen der Straße des 17. Juni und der Händelallee am Faulen See im Tiergarten entlangging. Es war gegen 20.15 Uhr, als plötzlich drei Gestalten in der Dunkelheit auftauchten und dem Mann mehrfach brutal ins Gesicht schlugen. Das Opfer verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Als der Überfallene wieder zu sich kam, bemerkte er, dass sein Ausweis, seine Bankkarte und sein Handy nicht mehr da waren. Die Täter waren längst verschwunden. Er steuerte das nächstgelegene Restaurant, eine Burger-King-Filiale, an und bat dort um Hilfe. Die Angestellten riefen die Feuerwehr. Im Krankenhaus wurde beim Opfer ein Kieferbruch diagnostiziert.

Erst am Sonntagabend war ein 61-jähriger Mann an nahezu derselben Stelle von fünf Unbekannten mit Schlägen und Tritten traktiert worden. Ihm raubten die Täter eine Laptoptasche, in der sich persönliche Papiere befanden.

Das Gebiet nahe dem Faulen See im Großen Tiergarten ist als sogenanntes Cruising-Gebiet für Homosexuelle bekannt – also eine in der Szene bekannte Gegend, wo anonym Bekanntschaften gemacht werden können. Ob die Opfer homosexuell waren und gezielt wegen ihrer sexuellen Neigung überfallen wurden, konnte die Polizei nicht sagen. Doch offenbar gehen die Täter davon aus, dass sie hier schnelle Beute machen können, da es sich um einen abgelegenen Bereich im Park handelt. Zudem gehen sie vermutlich davon aus, dass die Opfer, die dort anzutreffen sind, sich weniger wehren – oder nach dem Raub keine Anzeige erstatten, weil sie sich schämen, im schwulen Cruising-Gebiet überfallen worden zu sein.

Diese Einschätzung teilt auch Rudolf Hampel von „Maneo“– einem schwulen Opferhilfeverein. „Auch, wenn die Tat erst einmal wie ein Raub aussieht, halten wir es für wichtig, dass die Polizei bei ihren Ermittlungen immer auch schaut, in welchem Kontext die Tat passiert ist", sagt er. Beim „schwulen Überfalltelefon“ des Vereins, wo Gewalttaten gegen Homosexuelle gemeldet werden können, waren die beiden Fälle noch nicht bekannt. „Die meisten Touristen wissen nicht, dass es ein schwules Überfalltelefon gibt“, sagt Hampel. Deshalb wolle der Verein künftig intensiver mit der Tourismusbranche zusammenarbeiten. Tanja Buntrock

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