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Berlin: Eröffnung der Israelischen Botschaft: "Der schönste Tag im Leben"

Als am Mittwochabend der israelische Außenminister Shimon Peres mit seinem deutschen Kollegen Joschka Fischer im Park der israelischen Landesvertretung zwei Apfelbäumchen pflanzte, da drängelte sich zwischen die professionellen Fotografen auch ein älterer Herr mit einer kleinen Automatikkamera, um das symbolische Ritual festzuhalten. Der Stolz und das Glück, diesem Schauspiel beizuwohnen, strahlten über sein Gesicht.

Als am Mittwochabend der israelische Außenminister Shimon Peres mit seinem deutschen Kollegen Joschka Fischer im Park der israelischen Landesvertretung zwei Apfelbäumchen pflanzte, da drängelte sich zwischen die professionellen Fotografen auch ein älterer Herr mit einer kleinen Automatikkamera, um das symbolische Ritual festzuhalten. Der Stolz und das Glück, diesem Schauspiel beizuwohnen, strahlten über sein Gesicht.

Samuel Willenberg hatte tatsächlich allen Grund, stolz und glücklich zu sein, denn es war seine Tochter Orit Willenberg-Giladi, die den ersten israelischen Botschaftsneubau in Berlin mit ihrem Architektenbüro in Tel Aviv entworfen hat. Dabei war das für ihre Eltern am Anfang nicht unbedingt leicht zu akzeptieren, erzählt die Mutter Ada Willenberg. Denn die beiden heute 73 und 77 Jahre alten, ursprünglich aus Polen stammenden Juden wollten nach Kriegsende nie wieder etwas mit Deutschland, dem Land der Nazis, zu tun haben. Sie hatten die Hölle von Zwangsarbeit, Ghetto und Konzentrationslager überlebt und waren nach Israel ausgewandert. Samuel Willenberg war am Aufstand im Konzentrationslager Treblinka beteiligt und hat ein in viele Sprachen - noch nicht ins Deutsche - übersetztes Buch darüber geschrieben.

Anders als viele andere Holocaust-Überlebende haben die beiden auch mit ihrer Tochter über das Geschehene gesprochen, es nicht verdrängt und so ihr Kind in Ungewissheit über die Schrecken der Vergangenheit ihrer Eltern gelassen.

Für Orit Willenberg-Giladi brauchte es tatsächlich auch etwas Überwindung, sich auf das Projekt des Botschaftsneubaus in Berlin einzulassen - der Stadt, die auch damals Hauptstadt war, als die Eltern unter den Deutschen zu leiden hatten.

Zwar hat sie sich stets geweigert, den sechs Elementen der Botschaftsfassade eine feste Interpretation zukommen zu lassen - die meisten Interpreten sahen darin die sechs Millionen getöteten europäischen Juden. Doch tatsächlich hat sie ihren Eltern damit ein großes Geschenk gemacht, wie ihre Mutter sagt: Die sechs Elemente stehen für die vier Großeltern und die beiden Tanten, die die 41 Jahre alte Architektin nie treffen konnte, weil sie von den Nazis ermordet worden waren. Und so erklärt es sich auch, was sie meinte, als sie sagte, dass sich für sie jetzt ein Kreis geschlossen habe.

"Es war ein Kreis, der im Dunkeln seinen Anfang genommen hatte und der sich im Licht schließt", sagte Ada Willenberg-Giladi am Mittwoch Abend im sonnendurchfluteten Park der Botschaft. Ihr Mann und sie empfänden es als große Befriedigung, trotz ihres jahrzehntelang aufrecht erhalten Vorsatzes zu diesem Anlass doch wieder Deutschland zu besuchen.

"Ach was," sagt Ada Willenberg: "Befriedigung ist eigentlich gar nicht genug gesagt. Das ist der schönste Tag in unserem Leben."

azo

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