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Christoph Meyer ist Gründer der auf Einzelhandel spezialisierten Firma CM Best Retail Properties. Ehrenamtlich leitet er unter anderem den Stadtentwicklungsausschuss der IHK Berlin.

© promo

Eröffnung der „Mall of Berlin“ am Leipziger Platz: „Der Tourismus bringt den Erfolg“

Einzelhandelsexperte Christoph Meyer über die Einkaufszentren der Stadt, Verlierer der Neueröffnung – und Berlin-Besucher, die noch Geld übrig haben.

Herr Meyer, ist das Einkaufszentrum an der Leipziger Straße wieder nur ein großes Center mit bekannten Filialketten?

Als größte innerstädtische Mall in Deutschland mit dem größten Branchenmix ist sie schon etwas Besonderes. Das Konzept am Leipziger Platz ist aber nicht so ungewöhnlich wie etwa im Charlottenburger „Bikini Berlin“ am Zoo. Aber das ist ja auch gewollt so.

Vor dem Bauherrn Harald Huth waren schon einige Investoren am Leipziger Platz gescheitert. Warum hat er jetzt Erfolg?

Der wesentliche Grund ist der Tourismus, der heute viel stärker ist und bereits einen sehr hohen Anteil an den Umsätzen im Berliner Einzelhandel ausmacht. Der Platz liegt im Fokus des touristischen Interesses. Nur kaufen die Menschen bisher noch nicht so viel ein. Die Mall wird deshalb zunächst einmal viel zusätzliche Kaufkraft binden, etwa von Touristen, die vielleicht doch nicht all ihr Geld ausgegeben haben.

Gibt es Verlierer?

Wenn man darüber nachdenkt, kommt man schnell auf die Friedrichstraße – die liegt ja ganz in der Nähe. Die Friedrichstraße hat es in der Vergangenheit versäumt, ein klares Profil zu gewinnen.

Viele Touristen laufen den ganzen Tag durch die Stadt. Es wäre wunderbar, die Mall so mit der Friedrichstraße zu verbinden, dass beides für Besucher auf einem Gang liegt; Herr Huth hat das mal als Ziel genannt. Das würde die Umsätze in der Straße stärken. Aber zunächst wird man dort wohl negative Folgen der Eröffnung spüren.

Ähnliches kann im Alexa, dem Center am Alexanderplatz, passieren: Es zielt stark auf ein junges Publikum ab, dieses Angebot gibt es auch in der Mall. Es wird dort allerdings ergänzt um etwas höherwertigere und auch um traditionellere Sortimente. Ich kann im Alexa keinen Anzug kaufen, aber in der Mall of Berlin.

Wie viele Center verträgt die Stadt überhaupt noch?

Das kann man nicht so eindeutig beantworten. Wir spüren in den letzten Jahren eine solche Dynamik in Berlin, dass ich mir da nicht so große Sorgen mache. Es gibt Standorte wie an der O2-World, die nicht richtig eingebunden sind in ein Umfeld. Braucht man dort ein Center? Die Industrie- und Handelskammer hat vor Jahren einen Fragenkatalog erarbeitet – etwa für Bezirkspolitiker, die Projekte auf den Tisch bekommen.

Zu den wichtigen Fragen gehört, ob das Center an einem integrierten Standort entsteht und ob es sich stark in die Umgebung öffnet. Auch in diesem Punkt wird es am Leipziger Platz richtig gemacht.

Das Gespräch führte Cay Dobberke.

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