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Eröffnung des Hindu-Tempels in Britz: Und den Buddy-Bären gibt’s obendrauf

Am Sonntag war es so weit: Der Hindu-Tempel in Britz wurde eröffnet. Heinz Buschkowsky kam, hatte einen Bären im Gepäck, traf eine Kuh - und auch sonst gab es viel zu Bestaunen.

Heinz Buschkowsky trägt einen Blumenkranz um den Hals. Und um den Kopf wickelt ihm Nadarajah Thiagarajah einen grünen Turban. Neuköllns Bürgermeister steht im Hof des Britzer Sri-Murugan-Mayurapathy-Tempels, des ersten Hindu-Tempels in Berlin. Ihm gegenüber wartet eine weiße Kuh. Mit spitzen Ohren blickt sie auf Buschkowsky. Auch das Tier trägt Blumen um den Hals. „In der Kuh wohnen die Götter“, sagt Thiagarajah, der den Bau des Tempels koordiniert hatte. Deswegen muss bei jeder Einweihung eines Tempels eine heilige Kuh zugegen sein.

Zwei Tage lang feierten die Berliner Hindus am Wochenende die Eröffnung ihres Tempels in der Britzer Riesestraße. Bisher waren sie in einem Kellerraum in der Urbanstraße in Kreuzberg beheimatet, doch da wurde es für die 600 Gemeindeglieder irgendwann zu eng. Für 800 000 Euro errichteten sie in fünfjähriger Bauzeit nun den Tempel. Die Stuckateure und andere Handwerker kamen aus dem tamilischen Süden Indiens, wo viele der Gemeindemitglieder ihre Wurzeln haben. „Am Samstag haben die Priester die Götter mit Öl gesalbt“, erzählt Aryaline Kamalakumar. Die Doktorandin an der Charité engagiert sich ehrenamtlich in der Gemeinde. „Und heute früh um 5.30 Uhr haben sie vom Dach aus den Tempel mit Milch und Wasser begossen.“

Drinnen im Tempel erklingen Trommeln und Hörner. Gläubige bringen Essen zu den Götterstatuen. Der Schrein des Gottes Murugan öffnet sich, die blumengeschmückte Statue der Gottheit wird sichtbar, ein Priester schwenkt eine Schale, in der ein Feuer brennt. Ein vielstimmiges „Oh“ erklingt im Tempel. „Für mich ist das hier wie zu Hause“, sagt Aryaline Kamalakumar. Alle zwei Wochen ist sie bislang zum Beten in die Urbanstraße gefahren. Künftig wird sie den Tempel wohl häufiger aufsuchen. Der rot-weiß gestreifte Bau mit den Türmen, den Göttern an der Fassade und den sechs prächtigen Schreinen im Innenraum ist einfach einladender als der Kellerraum in Kreuzberg.

Buschkowsky spricht derweil ein Grußwort. Heute schließe sich ein Kreis, sagt er. Neben Buddhisten, Juden, Christen und Muslimen sei nun auch die fünfte Weltreligion in Berlin vertreten – „natürlich in Neukölln“. Sein Amt werde eine Szene aus dem Tempel für den offiziellen Werbefilm des Bezirks verwenden, „bislang war da ja der Besuch der niederländischen Königin der Höhepunkt“. „Sie werden damit zu Botschaftern für unseren Bezirk“, sagt der Bürgermeister. Zumal ja direkt nebenan das Standesamt sei – „da wird der Tempel sicher auch für viele Brautpaare zum Fotomotiv“.

Der Politiker weist darauf hin, dass der Gott Murugan in der indischen Mythologie stets der Schnellste sei – schneller als Ganesha, dessen Tempel in der Hasenheide noch lange nicht fertig sei. „Ich wünsche Ihnen, dass die Menschen, die unter der Last des Lebens leiden und in den Tempel kommen, hier etwas von der Last verlieren und befreit den Ort verlassen können.“ Dann überreicht Buschkowsky der Gemeinde ein Buddy-Bärchen und wird von Thiagarajah in den Tempel geführt. Als der Bürgermeister wieder herauskommt, ist er sichtlich beeindruckt. Hat der Besuch etwas bewirkt? Buschkowsky weiß es nicht. „Aber wenn der Heilige Geist der Hindus in mich hineingefahren wäre, würde ich es Ihnen auch nicht sagen.“ Benjamin Lassiwe

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