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Herausgeputzt. Sonja Frühsammer hat ihre Kochlehre einst bei Siemens absolviert und danach nur in einem Restaurant gearbeitet. Nun ist sie die erste besternte Berliner Küchenchefin.

© Kai-Uwe Heinrich

Erste Berliner Köchin mit Michelin-Stern: Bei Sonja Frühsammer gab es Freudentränen zum Dessert

Sonja Frühsammer hat nun als erste Berliner Küchenchefin den Michelin-Stern. Eine Auszeichnung geht nach Lichtenberg – das überraschte die Veranstalter.

Sonja Frühsammer, das weiß man in der Szene, hat es nicht so mit der Öffentlichkeit. Deshalb schluckte sie, als die Moderatorin der Michelin-Pressekonferenz das Wort an sie richtete, vergoss ein paar Freudentränen – und brachte keinen Ton heraus. Emotionen sind immer im Spiel, wenn es um die begehrte Auszeichnung für die besten deutschen Restaurants geht, erst recht, wenn dem Erfolg ein langer Kampf über Jahre vorausgegangen ist. So war es auch bei Sonja Frühsammer, die sich nun die erste besternte Berliner Küchenchefin nennen darf. Und es war natürlich, selbst bei einer so uneitlen Frau, höllischer Ehrgeiz im Spiel. „Die letzten Wochen durfte ich sie gar nicht drauf ansprechen“, sagte ihr Mann. Peter Frühsammer, in den Achtzigern mal jüngster deutscher Sternekoch, stimmt den Michelin-Leuten völlig zu: „Sie kocht besser, als ich das jemals konnte.“

Der Aufstieg der 45-Jährigen, die in Australien geboren wurde, aber drei Jahre später nach Berlin kam, ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil sie kaum spektakuläre Stationen absolviert hat. Nach der Kochlehre bei Siemens ging sie zu Karl Wannemacher ins Berliner „Alt Luxemburg“ und machte sich dann selbstständig – das war alles.

Gänzlich unerwähnt blieb bei der Veranstaltung am Donnerstag im „La Soupe populaire“ ein weiterer, ganz unerwarteter Stern für ein Berliner Restaurant: das „a.choice“ in Andels Hotel in Lichtenberg, das zum Jahresende aus dem ersten in den zwölften Stock umziehen wird. Küchenchef Alexander Koppe war offenbar nicht einmal eingeladen.

Berliner Hoffnungsträger gehen leer aus

Berlins Gesamtbilanz: fünf Mal zwei und zehn Mal ein Stern, das ist insgesamt ein Plus von einem Stern, denn Stefan Hartmann, im letzten Jahr noch ausgezeichnet, hat sein Restaurant geschlossen. In ganz Deutschland gab es diesmal nur drei neue Zwei-Sterne-Restaurants – Berliner Hoffnungsträger wie Matthias Diether oder Roel Lintermans gingen leer aus. Und auch der viel umraunte dritte Stern für das Lorenz Adlon fiel aus. Tim Raue, auch einer, der den dritten drauf hätte, bekochte die Veranstaltung mit ungewohnt milder Melancholie.

Die deutschen Michelin-Tester haben sich im ablaufenden Jahr vor allem auf die Kategorie „Bib Gourmand“ konzentriert, die Auszeichnung für Restaurants, die gute Küche zum mäßigen Preis bieten, drei Gänge für nicht mehr als 35 Euro. Dabei gab es für Berlin einen Rekordzuwachs von fünf Restaurants, eine bunte Mischung aller möglichen Stilrichtungen: Schweizerisch im „44“ im Swissotel, ländlich-sittlich bei Matthias Buchholz im Gutshof Britz und im Steglitzer „Jungbluth“ – und französisch in der Charlottenburger Brasserie Lamazère. Patron Regis Lamazère freute sich besonders, weil es bei ihm um die Familienehre geht, denn seine Eltern führten einst ein berühmtes Zwei-Sterne-Restaurant in Paris.

Auch aus Brandenburg hat der Michelin eine Botschaft: nichts Neues. Was der Realität im Berliner Umland absolut entspricht.

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