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Zweite Etage: Anja Walther, Rentnerin. Für Anja Walther, 83, ist die Welt in ihrer Zwei-Zimmer-Wohnung in Ordnung. "Alles ist hier altersgerecht", sagt sie. "U-Bahn und Busse halten vor der Tür, sechs Busstationen nach links geht's zum KaDeWe, sechs Stationen weiter nach rechts in den Grunewald." Die quirlige alte Dame, früher Friseuse, nützt die günstige Lage, genießt ihre Stadtbummel oder die Spaziergänge an den Grunewaldseen. Zum Ku'damm und ihren Lieblingscafés am Adenauer Platz kehrt sie danach immer wieder gerne zurück in ihr Zuhause. Seit 50 Jahren lebt Anja Walther dort, seit 25 Jahren in der Nummer 73. "Das ist mein Kiez, hier fühl' ich mich wohl", sagt sie. Ihr Balkon, bepflanzt mit Stiefmütterchen, spielt eine wichtige Rolle. "Sonne bis 15 Uhr und unten ist immer was los." Wenn sie mal nicht mehr runter kann, hat sich was zu gucken. "Das ist die beste Lebensversicherung."

© Kitty Kleist-Heinrich, Thilo Rückeis, Mike Wolff

Berlin: ERSTE ETAGE

Yu Li und Weibiao Wang, China-Restaurant Peking Das Porzellan-Trio auf dem Tresen jagt Ehrfurcht ein: Drei Männer mit Bärten, langen Gewändern, weisem Gesichtsausdruck. „Die rechte Figur symbolisiert ein langes Leben, die mittlere Reichtum und die linke Glück“, sagt Yu Li, Chefkellnerin im Chinarestaurant Peking.

Yu Li und Weibiao Wang, China-Restaurant Peking

Das Porzellan-Trio auf dem Tresen jagt Ehrfurcht ein: Drei Männer mit Bärten, langen Gewändern, weisem Gesichtsausdruck. „Die rechte Figur symbolisiert ein langes Leben, die mittlere Reichtum und die linke Glück“, sagt Yu Li, Chefkellnerin im Chinarestaurant Peking. „Was braucht man mehr für ein gutes Leben?“ Bei Yu Li und Lokalbesitzer Weibiao Wang sollen die Gäste zumindest „beim Schlemmen glückselig werden“. 1991 kam der heute 49-jährige Koch aus der chinesischen Provinz Kanton nach Berlin, Freunde hatten ihn eingeladen. Er blieb, erwarb 2004 sein eigenes Restaurant und wohnt seither in der Nummer 73 mit Frau und Tochter Ying (14). „Berlin ist unser Zuhause“, sagt Weibiao Wang. Kulinarisch hält er an der „speziellen Pekinger Kochkunst“ fest. Deren Bestseller, die Peking-Ente, eine Schöpfung der Ming-Dynastie des 14./15. Jahrhunderts, ist sein Leibgericht. Wang gerät ins Schwärmen. Mit Honig wird die Ente gewürzt, später in zarte Scheiben geschnitten, knusprig-glänzend sollte die Haut sein. Der einzige, der solchen Leckereien widersteht, ist der Krieger aus der berühmten chinesischen Terrakotta-Armee am Eingang des Lokals. Weibiao klopft ihm auf die Schulter. Es klingt hohl. „Na ja, ist ’ne Kopie aus Plastik. Aber der passt gut auf uns auf.“

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