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Berlin: Erstklässler können besser Deutsch

Testergebnisse von 38 000 Kindern liegen vor. 500 Mädchen und Jungen müssen vor ihrer Einschulung Pflicht-Sprachkurs besuchen

Rund 38 000 künftige Erstklässler haben an dem neuen Sprachtest „Deutsch Plus“ teilgenommen, jetzt liegen die Ergebnisse vor. Demnach haben die Kinder wesentlich besser abgeschnitten als in den Vorjahren bei dem bisher angewandten Bärenstark-Test. Eine Tagesspiegel-Umfrage in den Bezirken ergab, dass weniger Kindern ein Förderbedarf bescheinigt wurde als noch 2003. Allerdings zeichnet sich ab, dass rund 500 Kinder noch vor der Einschulung an einem verpflichtenden Deutschkurs teilnehmen müssen, weil sie weder eine Kita noch eine Vorklasse besuchen.

Wie stark sich die Ergebnisse von „Bärenstark“ und „Deutsch Plus“ unterscheiden, zeigt ein Blick auf Neukölln und Friedrichshain-Kreuzberg. In Neukölln hatte „Bärenstark“ ergeben, dass 63 Prozent der Kinder so schlecht Deutsch sprechen, dass sie eine zusätzliche Förderung brauchen. In „Deutsch Plus“ sind es nach Angaben von Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD) nur noch gut 40 Prozent. In Friedrichshain-Kreuzberg sank die Zahl von 60 auf rund 35 Prozent.

Ähnlich ist die Tendenz in den anderen Bezirken, so in Reinickendorf (25 % statt 34 %), in Treptow-Köpenick (10% statt 30%) und Marzahn-Hellersdorf (19% statt 43%). Die Senatsverwaltung für Bildung will demnächst einen Gesamtüberblick geben, so sind beispielsweise noch keine gesonderten Ergebnisse von deutschen und ausländischen Schülern bekannt. Über die Gründe für das bessere Abschneiden der Kinder wird noch spekuliert. Teilweise halten Pädagogen den jetzigen „Deutsch Plus“-Test für leichter. Andere Schulräte und Schulleiter weisen auch darauf hin, dass „Bärenstark“ vor allem von Lehrern betreut wurde, während „Deutsch Plus“ überwiegend in der Hand von Erzieherinnen lag. Möglicherweise hätten sie die Sprachkenntnisse ihrer Schützlinge zu positiv eingeschätzt. Abgesehen von dieser Frage geht es jetzt aber erst mal darum, die Kinder mit geringen Deutschkenntnissen in den letzten Monaten vor der Einschulung optimal zu fördern. In den Kitas sollen die Erzieherinnen diese Aufgabe übernehmen, in den Schulen die Vorklassenleiterinnen.

In jedem Bezirk wird überlegt, wie mit den insgesamt 500 Kindern verfahren werden soll, die weder Kita noch Vorklasse besuchen. In Neukölln sind dies rund 120, in Friedrichshain-Kreuzberg 70, in Tempelhof-Schöneberg 50 Kinder. Sie sollen in Zehner-Gruppen an ihren künftigen Grundschulen zwei Stunden pro Tag Deutschunterricht erhalten. An den meisten Schulen kommen allerdings zehn Kinder nicht zusammen. Deshalb wollen einige Bezirke Schwerpunktschulen benennen, an denen die Kinder zusammengefasst werden. Alternativ wird geprüft, einzelne Kinder stundenweise in die Vorklassen zu integrieren. Diese Frage muss schnell geklärt werden, denn am 31. Januar beginnen schon die Kurse.

BÄRENSTARK

Unter diesem Namen wurde in den 90er Jahren ein Test von Weddinger Pädagogen entwickelt. Sie wollten damit noch vor der Einschulung ermitteln, auf welche Sprachdefizite sich die Schulen einzustellen hatten. Der Test war so erfolgreich, dass er erst in den Innenstadtbezirken und dann in ganz Berlin angewandt wurde. Wissenschaftler bemängelten ihn als nicht zuverlässig.

DEUTSCH PLUS

Dieser Sprachtest wurde aus Niedersachsen übernommen und (leicht modifiziert) im November erstmals in Berlin angewandt. Alle 38 000 Erstklässler haben ihn absolviert. Gegenüber

„Bärenstark“ hat er den Vorteil, weniger zeitaufwändig zu sein. Tsp

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