zum Hauptinhalt

Berlin: Erstmals haben die Kirchen einen Berlinale-Treffpunkt - in St. Matthäus

Weiße Wände, weiße Tische, weiße Tassen. Nein, heimelig ist es hier nicht.

Weiße Wände, weiße Tische, weiße Tassen. Nein, heimelig ist es hier nicht. Trotzdem ist die Kirche ein Platz zum Entspannen und Wohlfühlen. Und auch einer zum Zuhören. Barbara und Winfried Junge sitzen an einem der Tische, beantworten Fragen oder erzählen von ihren Dreharbeiten. Das Paar beobachtet seit 1961 Bewohner des kleinen Dorfs Golzow. Mit ihrem neuen dokumentarischen Film "Ein Mensch wie Dieter" sind sie zum siebenten Mal zu Gast in der Forum-Sektion der Filmfestspiele und sitzen zum ersten Mal in der St. Matthäus Kirche am Kulturforum.

Das haben sie mit den anderen Gästen gemein. Denn der schmucke Stüler-Bau ist ein Treffpunkt - dazu auserkoren von der Filmarbeit der evangelischen und katholischen Kirche, sowie von der Kultur-Stiftung St. Matthäus. "Die Idee war, abseits des Festivalrummels einen Ort zu haben, an dem man in Ruhe reden kann", sagt Pfarrerin Angelika Obert. Den Einfall hatte Hans-Werner Dannowski, der heute als Vorsitzender die Jury für den ökumenischen Filmpreis leitet.

Nach dem Beschluss, die Berlinale an den Potsdamer Platz zu verlegen, waren beide Kirchen von der Idee des Treffpunkts Feuer und Flamme. Eine vergleichbare Einrichtung hatten die Kirchen am Zoo nicht, obwohl die Gedächtniskirche schließlich in Sichtweite des ehemaligen Festivalzentrums liegt. Angelika Obert zuckt mit ihren Schultern: "Ich weiß auch nicht, warum wir darauf nicht schon früher gekommen sind." Neben den Gesprächen mit Filmemachern gibt es Kaffee, Tee und Kuchen, meistens selbstgebacken, oder belegte Brötchen oder Croissants.

Das Filmgespräch mit den Junges in St. Matthäus ist seit Tagen anberaumt, dennoch sitzen nur wenige Zuhörer mit den Filmemachern in der hellen Kirche mit dem nüchternen Interieur zusammen. "Die Reaktion auf unser Angebot ist sehr verhalten", sagt die Pfarrerin, macht aber zugleich in Optimismus: "Das sind hoffentlich nur Anfangsschwierigkeiten." Im ersten Jahr am Potsdamer Platz müssten sich alle Besucher neu orientieren, und da sei das das unwirtliche Kulturforum offenbar eine Barriere. Aber dennoch wollen die Kirchen weiter machen. Auch zur 51. Berlinale soll es den Treffpunkt in St. Matthäus wieder geben.

Barbara und Winfried Junge erzählen derweil weiter von ihren Dreharbeiten. Auch wenn nur wenige Zuhörer da sind, entsteht ein lebendiges Gespräch. "Die Scheu, Fragen vor einer großen Kulisse in einem der vollen Kinos zu stellen, ist hier weg", sagt Miriam Hollstein, die die Gespräche in St. Matthäus vorbereitet. In den nächsten Tagen haben mehrere Filmemacher ihr Kommen angekündigt.

Zum Beispiel "Totmacher"-Regisseur Romuald Karmarkar, der am Mittwoch um 14.30 Uhr zu seinem Film "Das Himmler-Projekt" Fragen beantworten wird. Am Sonnabend schaut um 13.30 Uhr die "Hitlerjunge Salomon"-Regisseurin Agniezka Holland vorbei, um über ihre Dreharbeiten an ihrem Film "The Third Miracle" zu berichten, der im Panorama zu sehen ist.

Am Freitag ist um 18 Uhr eine Vorführung des neuen Films "Bonhoeffer - Die letzte Stufe" zu sehen, der nicht innerhalb des Programms der Berlinale zu sehen ist. Zusammen mit Hauptdarsteller Ulrich Tukur zeigten die Produzenten den Film bereits am gestrigen Montag am Hackeschen Markt. Im Anschluss an die Vorstellung ist eine Diskussion angesetzt. Am Tag darauf, wieder um 18 Uhr läuft "Der weibliche Papst" von Horst Edler.

Am Sonntag dann, wenn die Festspiele zu Ende gehen, hat auch die Ökumenische Jury erstmals das Ambiente, ihre Preisverleihung zu inseznieren. Die Zeremonie beginnt um 13 Uhr - in St. Matthäus.Der Treffpunkt in St. Matthäus ist täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet und telefonisch unter 261 36 76 erreichbar.

Zur Startseite