zum Hauptinhalt

Berlin: Erstmals wird die Glaskuppel von innen gereinigt und ist deshalb zwei Wochen geschlossen

Die Frau War Empört. Da stand sie nun auf dem Dach des Reichstages wenige Schritte vor dem Eingang zur Kuppel und durfte nicht hinein.

Die Frau War Empört. Da stand sie nun auf dem Dach des Reichstages wenige Schritte vor dem Eingang zur Kuppel und durfte nicht hinein. "Hier wird eine Fensterputz-Anlage aufgebaut. Aus Sicherheitsgründen ist die Kuppel bis Mittag gesperrt", sagte der Wachmann hinter der rotweißen Absperrung. Er erntete ein Kopfschütteln. Die Frau rauschte wütend davon, sie wollte nicht stundenlang im Regen stehen. Andere Besucher hatten noch Gesprächsbedarf. "Das ist traurig. Wir sind so weit gefahren und jetzt können wir nicht in die Kuppel. Wir sind enttäuscht", sagte Joseph Deutz aus Aachen, der mit seiner Frau die Kuppel besichtigen wollte. "Das kann man doch nachts machen, wenn keine Besucher kommen", fanden Rainer und Bianca Attenberger aus Bad Birnbach in Niederbayern.

Es half nichts. Die Verwaltung des Bundestages hatte anders entschieden. In Kurzform: Die Kuppel soll ab 6. Dezember von innen gereinigt werden. Probelauf am Freitag. Geschäftsführer Matthias Krämer vom Berliner Ingenieursbüro Jappsen + Stangier präsentierte stolz zwei rollende Hebebühnen. Mitarbeiter seiner Firma hatten die tonnenschweren Ungetüme so umgebaut, dass eigentlich nichts passieren kann: Der Gebäudereiniger kann auf der Hebebühne bis in neun Meter Höhe fahren und auch zwei Meter weit schwenken. Dank eingebauter Elektronik soll es aber beinahe ausgeschlossen sein, dass die Fensterputzer bei eventuellen Fahrfehlern durch das Glas der Kuppel stürzen und anschließend auf die Besucherplattform fallen. Der Plan: Auf jedem der beiden Aufgänge, die bis in 23,5 Meter Höhe in die Kuppelspitze führen, soll ein Gebäudereiniger mit einer Hebebühne fahren und Scheibe für Scheibe saubermachen. Peter Rettig vom technischen Außendienst der Firma Gegenbauer rechnete gestern vor, wieviel Arbeit vor seinen Männern liegt: "Es sind 2700 Quadratmeter Glas, und die Kuppel ist sehr schmutzig. Das liegt an den Baustellen in der Nachbarschaft." Darum sollen die Gebäudereiniger nach Rettigs Worten in zwei Schichten arbeiten, von 5 bis 13.30 Uhr in der Frühschicht, von 13 bis 21.30 Uhr in der Spätschicht. Es kann 14 Tage dauern, bis die Kuppel gereinigt ist. Voraussichtlich bleibt sie bis zum 19. Dezember gesperrt. Peter Rettig verteidigte die zweiwöchige Sperrung: "Nachts kann man selbst mit guter Beleuchtung nicht so gut sehen wie bei Tageslicht." Übrigens soll auch der Spiegelkonus im Zentrum der Kuppel geputzt werden. In der kommenden Woche wird zu diesem Zweck eine weitere Hebebühne an der Mittelsäule montiert. "Motorhängegerüst mit Zwei-Mann-Plattform für Schrägbefahren", nennen das die Spezialisten.

Für die Außenhaut hatten die Fachleute gestern keinen Blick übrig. Sie war erst vor drei Monaten gereinigt worden und ist zudem mit einer Hebebühne versehen, die ständig eingesetzt werden kann. Ganz anders im Innern des großen Glashutes: Dort waren zuletzt nach dem Einbau der Glasteile in die Kuppelkonstruktion im Frühling dieses Jahres Mitarbeiter der Glasbaufirmen mit Wischlappen und Eimern aufgetaucht. Seitdem war nichts mehr geschehen.

Michael Brunner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false