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Das Museum Berggruen in der Schloßstraße in Charlottenburg.

© dpa

Erweiterungsbau der Sammlung Berggruen schimmelt: Neues Museum schon museumsreif

Im gerade eröffneten Anbau der Sammlung Berggruen schimmelt es. Nun muss er für ein Jahr schließen. Kunstfreunde können sich aber dennoch freuen.

Für Kunstfreunde hat die Woche künstlerisch nicht wertvoll begonnen: Der erst im März dieses Jahres eröffnete Erweiterungsbau des Museums Berggruen in Charlottenburg muss aufgrund eines Bauschadens für ein ganzes Jahr geschlossen werden. Dies teilte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als Dachinstitution der Staatlichen Museen Berlin am Montag mit. Zur Ursache wird mitgeteilt, „dass in der Dachkonstruktion des Erweiterungsbaus, dem historischen Kommandantenhaus am Spandauer Damm, ein Feuchteschaden aufgetreten ist, der zu einem großflächigen Schimmelbefall des Dachaufbaus geführt hat“.

Erweiterungsbau des Berggruen-Museums kostete 5,6 Millionen

Die Preußen-Stiftung wie auch die Architekten des Berliner Büros Kuehn Malvezzi verweisen auf das zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) in Berlin. Dort mag man jedoch nur auf schriftliche Fragen antworten – „nach Abstimmung“. Doch so schlimm, wie dieses bürokratische Vorgehen vermuten lässt, ist die Sache selbst wohl nicht. Sie ist höchst ärgerlich, aber ein glimpflicher Ausgang ist noch möglich. Denn die Firmen, die offenbar bei der Auskleidung des Dachstuhls fehlerhaft gearbeitet haben, existieren noch – nicht unbedingt die Regel im Baugewerbe – und stehen an, im Rahmen ihrer Gewährleistungspflicht die Schäden zu beseitigen. Die Erweiterung des Museums Berggruen einschließlich des Kommandantenhauses war mit 5,6 Millionen Euro aus dem Kulturetat des Bundes finanziert und gerade erst am 15. März 2013 eröffnet worden.

Schimmel hat die Mauern des alten Kommandantenhauses befallen

Dass bei der Arbeit am Dachstuhl des einstigen, 1892/93 errichteten und als Kommandantenhaus bezeichneten Offizierswohnhauses geschludert wurde, ist den Sachverständigen des BBR offenbar schnell aufgefallen. Wie zu hören ist, gab es zunächst Wasserschäden. Im Zuge der fälligen Begutachtung wurden vor zwei Monaten einzelne Stellen der Verkleidung geöffnet, bei denen Schimmelbefall festgestellt werden musste. Nach und nach wurde dann das Ausmaß des Schadens sichtbar, so dass die Staatlichen Museen von der anstehenden Sanierung und damit Schließung des Gebäudes informiert werden mussten. Die Museen verhandelten daraufhin mit den Erben des Kunstsammlers Heinz Berggruen, die zusätzlich zu den im Stammhaus des Museums gezeigten Leihgaben weitere Werke für das Kommandantenhaus zur Verfügung stellten. Im Ergebnis dieser Gespräche können die seinerzeit um weitere Leihgaben vermehrten, nunmehr insgesamt 70 Werke von Paul Klee für die Zeit der Sanierungsarbeiten in der dem Museum Berggruen in der Schloßstraße gegenüber liegenden Sammlung Scharf-Gerstenberg gezeigt werden. Für beide Museen gilt seit dem Frühjahr ohnehin eine gemeinsame Eintrittskarte.

Museum Berggruen muss teilweise geschlossen werden

Mit der temporären Schließung des Kommandantenhauses entfallen immerhin 1250 Quadratmeter neu gewonnener Ausstellungsfläche, die sich auf 28 zimmergroße Räume verteilen. Der Erweiterungsbau ermöglichte es, die Arbeiten von Klee und Henri Matisse in diesen kleinen Räumen auszustellen und das Stammhaus für die Werke von Pablo Picasso zu reservieren, die den Kern der Berggruen- Sammlung ausmachen. Die in den intimen Räumen des Kommandantenhauses erstmals gezeigten Werke von Alberto Giacometti und Henri Matisse werden in die dann wieder dichtere Präsentation des Stammhauses, des Stülerbaus an der Schloßstraße, integriert.

Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin, äußerte sich am Montag halb geknickt, halb zuversichtlich. „Diese, wenn auch nur teilweise Schließung ist sehr unglücklich“, sagte Eissenhauer. „In Anbetracht der neuen Situation ist es jedoch tröstlich, dass wir dank des vorzüglichen Einvernehmens mit den Familien Berggruen und Scharf die Arbeiten von Paul Klee weiterhin ausstellen können.“

Grundsteinlegung auf der Berliner Museumsinsel

Ohnehin gehen die Staatlichen Museen im Augenblick durch schwierige Zeiten. Nachdem ihr seit mehr als einem Jahrzehnt gehegter Plan, mit den Werken der Gemäldegalerie in einen zu errichtenden Neubau gegenüber der Museumsinsel zu ziehen, aufgrund der zu erwartenden, enorm hohen Kosten verworfen wurde, herrscht Ratlosigkeit. Denn die nunmehr angestrebte und insbesondere von Kulturstaatsminister Bernd Neumann als Vertreter des geldgebenden Bundes favorisierte, kleinere Lösung einer Erweiterung der Neuen Nationalgalerie findet intern längst nicht die volle Zustimmung.

Immerhin steht am Ende dieser Woche ein freudiger Termin für die Museen an. Für das James-Simon-Galerie genannte Eingangsgebäude zur Museumsinsel am Kupfergraben wird am Freitag nach längerer, baubedingter Verzögerung der Grundstein gelegt. Und zwar nicht, wie die Preußen-Stiftung versicherte, ins Wasser der unmittelbar an den Kupfergraben angrenzenden, gefluteten Baugrube. Bleibt zu hoffen, dass zumindest bei dem Vorhaben kein größerer Wasserschaden auftritt.

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