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Fastenbrechen in der Neuköllner Dar es-Salam-Moschee.

© Imago

Erzbistum Berlin lädt zum Fastenbrechen: Muss der Ramadan katholisch werden?

Das katholische Erzbistum Berlin lädt zum Fastenbrechen im Ramadan ein - als gäbe es nicht genügend andere Anlässe, interreligiösen Dialog zu betreiben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claudia Keller

Die Karte ist in Gelbtönen gehalten. Hände öffnen sich zur Sonne. Es könnte eine Einladung zum Wellnesswochenende sein oder zur Yogagruppe. Es ist eine Einladung zum Fastenbrechen, zum islamischen Iftar. Doch der Absender ist keine Moscheegemeinde und kein Islamverband.

Die Einladung kommt vom Erzbistum Berlin.

2006 fragte der damalige Papst Benedikt noch sinngemäß, ob vom Propheten Mohammed jemals etwas Gutes ausgegangen ist. Im Ramadan 2015 lädt die katholische Kirche „ganz herzlich zum Fastenbrechen ein“. Wenn das kein Fortschritt im interreligiösen Dialog ist!

Die Vorfreude aufs gemeinsame Fastenbrechen ist unter Berlins Katholiken offenbar schon so groß, dass man im Bistum nicht abwarten wollte, bis eine Einladung von muslimischer Seite kommt. Den muslimischen Brüdern und Schwestern kann ja auch mal was durchrutschen bei den vielen Iftar-Einladungen, die verschickt werden müssen. Da sei man eben dieses Jahr selbst aktiv geworden, heißt es im Bistum. Freundschaftlich und in bester Absicht. Am 10. Juli um 20 Uhr ist es so weit.

Warum denn nicht eine Einladung zu Weihnachten?

Klar, der Islam gehört zu Deutschland und gemeinsam Abend zu essen, ist was Schönes. Deshalb laden mittlerweile ja auch fast alle politischen Parteien zum Fastenbrechen ein, Botschafter, Stiftungen, Staatsminister, Landesregierungen. Aber ist es Aufgabe von Politikern, religiöse Feste auszurichten? Und muss der Ramadan jetzt auch noch katholisch werden?

Es ist ja nicht so, dass es an christlichen Anlässen mangelt, an denen man Freunde aus anderen Religionen einladen könnte, auch zum Essen. Wie wäre es mit einem Osterbrunch mit gemeinsamem Eiersuchen? Oder eine große Tafelrunde im Advent oder zu Weihnachten? Jesus gilt im Koran als Prophet. Über seine Geburt könnte man sich gut gemeinsam freuen. Aber da bleiben Christen lieber unter sich.

Das Bistum hat auch diesmal vor allem Katholiken eingeladen, aber auch Vertreter muslimischer Organisationen. Sollten die absagen, garantiert das Rahmenprogramm, dass man die Halalspeisen nicht alleine essen muss: Das Berliner Orientensemble wird musizieren, ein Muslim aus dem Koran rezitieren, ein anderer einen Vortrag halten und die Rechtsreferendarin Betül Ulusoy vom „Abenteuer des Fastens“ erzählen.

Auch Christen fasten. Doch aus ganz anderen theologischen Gründen. In Religionen ist eben nicht alles „irgendwie dasselbe“, nur weil hier wie dort zu Gott gebetet, gesungen und gefastet wird. Das geht bei der Inflation der Iftar-Einladungen bisweilen unter. Die Kirche sollte nicht den Eindruck erwecken, als wüsste sie es nicht besser. Inschallah!

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